Ich arbeite als Yokai-Jäger, habt ihr Fragen? Teil 6

Hallo, hier ist der Admin. Wussten Sie, dass im Abgrund des japanischen Internets, in seinen verborgenen Ecken, heimlich Geschichten geflüstert werden?

Im tiefen Dunkel der Anonymität werden noch immer zahlreiche seltsame Ereignisse überliefert. Hier haben wir jene mysteriösen Geschichten sorgfältig ausgewählt – unbekannten Ursprungs, aber seltsam lebendig – die Ihnen Schauer über den Rücken jagen, das Herz beklommen machen oder manchmal sogar den gesunden Menschenverstand auf den Kopf stellen können.

Sie werden sicher Geschichten finden, die Sie noch nicht kannten. Also, sind Sie bereit zu lesen…?

[1] F: Es gibt doch gar keine Yokai. Das ist doch erfunden, oder? A: Vielleicht gibt es sie ja doch. Ob ihr die Geschichte glaubt oder nicht, ist egal. Ich möchte nur, dass ihr ein wenig über die Welt der Yokai erfahrt. F: Hast du spirituelle Wahrnehmung? Wie bekämpfst du sie? A: Ich habe keine spirituelle Wahrnehmung, also kann ich keine krassen Zaubersprüche wirken oder Lichtstrahlen aussenden. Ich benutze eher so eine Art symptomatische Behandlungsmethoden, die über die Zeit entstanden sind, ohne die genaue Theorie dahinter zu verstehen. F: Der Thread-Ersteller kommt nicht. A: Da müsst ihr leider etwas Geduld haben > < F: Wie oft sollten wir den Thread pushen? A: Ein bis zwei Mal am Tag soll wohl reichen.

[913] Lange nicht gesehen. Ich habe vergessen, wo ich aufgehört habe, also lese ich erstmal die alten Logs durch (lacht). Ich bin gerade erst nach Hause gekommen und etwas müde, also komme ich morgen Abend wieder.

  • [914] >>1 Er ist da!
  • [915] Da ist er ja.
  • [916] Gut, dass ich nicht aufgegeben habe zu warten.
  • [919] Du lässt uns aber warten. Zu diesem Zeitpunkt mit voller Kraft aufzutauchen, du weißt, wie man das Timing wählt.

[947] Bin wieder da. Die erste der drei Methoden, von denen der Meister sprach. Sie besteht darin, ein „Kougan“ abzulegen.

Kougan (宏願): Ein sehr großes Gelübde im Buddhismus, insbesondere im Mahayana-Buddhismus. Man setzt sich ein großes Ziel, wie die Erlösung aller Lebewesen, und zeigt die Entschlossenheit, sein eigenes Leben und seine Zukunft dafür zu opfern, um es zu erreichen.

[947] Als Folge des Ausplauderns des Schicksals verliert man seine Lebensspanne, aber wer nimmt sie einem weg? Nicht Enma Daio (der Höllenkönig) oder so, sondern Tendou, der Weg des Himmels, oder besser gesagt, diese Welt selbst nimmt sie. Also muss man sie sich von Tendou zurückgeben lassen. Natürlich wäre es einfach, wenn man nur „Gib zurück“ sagen müsste und sie würde zurückgegeben. Da kommt das „Kougan“ ins Spiel. Ursprünglich ist ein „Kougan“ so etwas wie ein Kredit beim Himmel aufzunehmen. Mit Worten ist das schwer zu erklären, also nehme ich wieder ein berühmtes Beispiel. Kennt ihr alle Jizo Bosatsu?

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  • [949] Da bist du ja! Ja, kenne ich.

[950] Jizo Bosatsu war, ob es nun stimmt oder nicht, ursprünglich wohl ein ganz normaler Mönch.

Jizo Bosatsu (地蔵菩薩): Ein Bodhisattva im Buddhismus. Besonders in Japan wird er weithin als Schutzpatron der Kinder und als Weggottheit verehrt. Er soll das Gelübde abgelegt haben, selbst die in die Hölle gefallenen Menschen zu erlösen.

[950] Natürlich hatte er schon einige Tugenden angesammelt, aber nicht genug, um ein Bodhisattva zu werden, und seine Kraft reichte auch nicht aus. Aber dieser gutherzige Mönch legte ein „Kougan“ ab. Er sagte: „Solange die Hölle nicht leer ist, werde ich die Hölle nicht verlassen.“ Naja, das bedeutet, in der Hölle gibt es viele schlechte Menschen und Geister, die wegen unerledigter Dinge nicht ins Nirvana eingehen können. Und da jeden Tag in dieser Welt solche Menschen sterben, reißt ihre Zahl nicht ab. Der Mönch schwor, die Hölle nicht zu verlassen, bis er alle Menschen dort erlöst oder zur Umkehr bewegt hat. Dadurch erhielt der Mönch, obwohl er nicht über so viel spirituelle Kraft verfügte, von Tendou den Rang und die Kraft eines „Bodhisattva“ als Vorschuss und wurde zu Jizo Bosatsu. Natürlich bedeutet das im Gegenzug, dass er ewig in der Hölle bleiben wird, wenn er die Hölle nicht leeren kann. Ehrlich gesagt, wird er wahrscheinlich ewig dort bleiben (lacht). Man legt einen ungeheuerlichen Wunsch ab und leiht sich von der Welt die Kraft und dergleichen, um ihn zu erfüllen. Diese Methode nennt man „Kougan“.

[951] Natürlich bekommt man nicht sofort Kraft, nur weil man schwört (lacht). Sonst würde es wahrscheinlich jeder tun. Man braucht entsprechende Rituale und Vorbereitungen, man muss trainieren und vor allem muss der Schwur mit dem Willen des Himmels, oder wie auch immer man das nennen will, im Einklang stehen. Und man braucht die echte Entschlossenheit, es durchzuziehen. Jizo Bosatsu hatte ursprünglich schon einige Kraft, sein Wunsch war vor allem sehr edel, und er hatte den festen Willen, es wirklich zu schaffen. Deshalb war er erfolgreich. Über „Kougan“ selbst habe ich, glaube ich, schon vor langer Zeit gesprochen, aber es gibt Ähnlichkeiten mit der Art und Weise, wie man im Shinto ein Kami (Gott) wird.

Shinto (神道): Japans indigene, polytheistische Glaubensrichtung, die Natur und Ahnen verehrt. Charakteristisch ist, dass es keinen spezifischen Gründer oder heilige Schriften gibt.

[951] Aber es gibt auch weltlichere Beispiele. Ich glaube, in der Geschichte der Drei Reiche versuchte Zhuge Liang (Kongming) durch irgendein Ritual sein Leben zu verlängern und scheiterte. Das war auch eine Art „Kougan“. So nach dem Motto: „Ich werde das Reich Han wiederherstellen, also gib mir mehr Lebenszeit“ (lacht).

  • [962] >>951 Das Gongguoge-System? Auch im Lotus-Sutra wird erwähnt, dass der Bodhisattva Fukyo beim Sterben sein Leben verlängert hat. Und dann gibt es noch die Bodhisattvas, die durch Wunschgebete entstehen.
  • [952] Verstehe.
  • [953] Irgendwie klingt das, als wäre Jizo nicht wirklich gerettet…
  • [955] Jizo ist unglaublich! Ich habe Respekt bekommen! Wenn ich ihn sehe, werde ich die Hände falten…
  • [956] Wie immer interessant. Und leicht verständlich.

[957] Naja, es müssen keine so riesigen Wünsche sein. Man kann sich viel mehr vorstellen. Zum Beispiel, den Eltern Gutes tun wollen. Oder etwas Wichtiges erfinden wollen. Auch wenn es nicht das Ausmaß von Jizo Bosatsu erreicht, kann man auch mit solchen Dingen ein „Kougan“ ablegen. Und von da an lebt man sein ganzes Leben dafür. Vielleicht gibt es unter den erstaunlichen Profis auf der Welt Menschen, die unbewusst dieses „Kougan“ abgelegt haben. Und nun zurück zur Nichte des Meisters. Der Nichte wurde vom Himmel die Lebensspanne genommen. Der Grund, hier die „Kougan“-Methode anzuwenden, ist folgender: Im Fall von „Ich werde dies und das tun, also leih mir Lebenszeit“ ist „Kougan“ ziemlich schwierig, aber bei „Ich werde dies und das tun, also gib mir meine Lebenszeit zurück“ scheint es gerade noch machbar, oder? Anscheinend war es für den Meister bereits beschlossene Sache, die Nichte als Schülerin aufzunehmen. Unsere Schule, „Hanzan“, legt, wie ich bereits sagte, vor allem Wert auf einen festen Willen. Dafür gibt es auch einige Methoden zur Vorbereitung, sozusagen. Auf dieser Grundlage sollte die Nichte eine Weile spirituelle Praxis ansammeln. Wenn sie ein gewisses Niveau erreicht hat, soll sie irgendein „Kougan“ ablegen und ihre Lebensspanne zurückgewinnen. Das ist eine ziemlich langfristige Methode.

  • [958] Hm hm!

[960] Allerdings hat auch diese Methode Nachteile. Erstens bedeutet langfristig, dass es mindestens 10 Jahre dauern wird. Natürlich gibt es individuelle Unterschiede bei der „Begabung“. Aber man weiß nicht, wann das Schicksal der Nichte abläuft. Wenn man so lange wartet, könnte sie jeden Moment von einem Kamikakushi (von Göttern entführt) geholt werden (lacht).

Kamikakushi (神隠し): Das plötzliche, grundlose Verschwinden einer Person, insbesondere eines Kindes. Früher glaubte man, es sei das Werk von Göttern oder Tengu.

[960] Außerdem ist es ungewiss, ob die Nichte in diesem Prozess einen Wunsch finden kann, für den sie ihren „Weg“ und ihr Leben aufs Spiel setzen will. Die meisten Menschen auf der Welt beenden ihr Leben, ohne wirklich zu wissen, was sie tun wollen. Selbst wenn man in der Hanzan-Schule lernt, wie man es findet, hängt es letztendlich von der Person ab, ob man es findet. Wenn man mit einem beliebigen Ziel ein „Kougan“ ablegt, wird man nur scheitern. Ich geh mal kurz was essen. Kann jemand schnell den nächsten Thread erstellen?

  • [964] Können wir schon den nächsten Thread erstellen?
  • [967] Wirklich leicht verständlich. Sehr lehrreich.
  • [971] War der nächste Thread zu früh?
  • [972] >>971 Nicht zu früh. Danke für deine Mühe.
  • [975] Schnell weiter.

[15] Habe Reis gekocht und bin eingeschlafen. Fortsetzung. Die zweite Methode ist nicht so zeitaufwendig wie die erste, sondern zielt auf eine schnelle Entscheidung ab. Dafür ist das Risiko etwas höher. Dabei ruft man den Yokai herbei, der die Nichte dazu gebracht hat, ihr Schicksal auszuplaudern, verhandelt mit ihm und bittet ihn, den Inhalt des Ausgeplauderten zu vergessen. Wie ich bereits geschrieben habe: Menschen neigen aufgrund ihrer Wissbegierde dazu, sich Dinge, die sie vergessen wollen, nur noch stärker einzuprägen. Und Dinge, an die sie sich ewig erinnern wollten, vergessen sie manchmal einfach so. Bei Yokai ist das aber anders. Was sie sich merken wollen, merken sie sich für immer, und was sie nicht erinnern wollen, können sie sofort aus ihrem Gedächtnis löschen. Wenn dieser Yokai keine besondere Bindung an den ausgeplauderten Inhalt hat, bittet man ihn, es zu vergessen. Danach führt man ein kleines Ritual durch, um es so zu machen, als wäre das Schicksal nie ausgeplaudert worden, und stellt die Lebensspanne wieder her. Aber auch diese Methode hat einige Unsicherheiten. Erstens, ob der Yokai wirklich vergisst. Hier ist man auf das Wohlwollen anderer angewiesen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass nicht nur der Yokai zugehört hat, als das Schicksal ausgeplaudert wurde. Wenn der Yokai nicht irgendeinen Trick angewendet hat, damit nur er es hören kann, zählen auch der Wind, die Erde, das Gras, die Bäume usw., die zu diesem Zeitpunkt in der Nähe waren, im weiteren Sinne dazu. Wenn das passiert, kann man nichts mehr machen.

  • [16] Danke für deine Mühe! Freue mich auf die Fortsetzung.
  • [17] Frisch gekochter Reis… Danke für deine Mühe!
  • [14] Erster Beitrag, bitte seid nett zu mir. Ich habe eine Frage an den Thread-Ersteller: Du hast mal gesagt, um ein Gott zu werden, müsse man durch Fuhenshi (Unveränderlicher Tod?) gehen. Jemand, der die Geister des Landes sehen kann, hat mir erzählt, dass in meiner Familie auch jemand durch Fuhenshi zu (Name des Gottes darf ich nicht sagen) 〇〇 Hakuryu Daimyojin geworden ist. Mein Vater verehrt ihn, aber ich selbst tue das nicht besonders. Sollte ich es vielleicht doch tun, so wie mein Vater? Entschuldigung für die unbeholfene Ausdrucksweise.

[19] Yokai, die jemanden dazu bringen können, sein Schicksal auszuplaudern, sind wahrscheinlich ziemlich mächtig. Sich weiter mit solchen Wesen einzulassen, ist auch gefährlich. >>14 Wenn du nicht daran glaubst, hat es sowieso nicht viel Sinn, denke ich.

  • [20] Welches Foto des Kaisers empfiehlst du?
  • [36] >>20 Das hat mich auch interessiert! Bitte sag es uns.
  • [50] Empfohlener Kaiser! Empfohlener Kaiser!

[52] >>50 Ein Foto von Kaiser Jimmu wäre vielleicht nicht schlecht? (Nur mal so gesagt) Wenn es eins gibt.

[48] Und die dritte Methode. Diese Methode ist sicherer. Aber im Vergleich zu den beiden vorherigen steigt das Risiko enorm an. Ich weiß nicht, ob es bei euch klingelt, aber es gibt einen Yokai namens „Kudan“, richtig?

Kudan (件): Ein japanischer Yokai, der angeblich die Zukunft, insbesondere Unheil, vorhersagt. Er soll einen Rinderkörper mit einem menschlichen Gesicht (oder umgekehrt) haben und nach der Prophezeiung sterben.

[48] Naja, wer ihn nicht kennt, kann ja mal googeln. Es ist bekannt, dass auch er eine wichtige Prophezeiung hinterlässt, sein Schicksal erfüllt und stirbt. Der Name kommt wahrscheinlich von Mensch (人) + Rind (牛), was im Kanji zu 件 (Kudan) wurde. Aber er hat einen ursprünglichen Namen. Ich glaube, er stammt aus dem Buddhismus und lautet „Nyoze“. „Nyoze“ wird geboren, wenn etwas sehr Schlimmes auf der Welt geschehen soll, und prophezeit es. Und diese Prophezeiung ist anscheinend fast unvermeidbar. Aber was nicht viele wissen, ist, dass die Prophezeiung dieses „Nyoze“-Yokai anscheinend nur die halbe Wahrheit ist. Was mit der anderen Hälfte passiert? Ein Yokai namens „Gamon“ soll geboren werden und sie hinterlassen. Der „Nyoze“-Yokai soll einen Rinderkörper und einen menschlichen Kopf haben, aber „Gamon“ hat das Gegenteil: einen Rinderkopf und einen menschlichen Körper. „Gamon“ wird immer innerhalb von 10 Ri (ca. 40 km) von dem Ort geboren, an dem „Nyoze“ gestorben ist, und zwar sofort danach. Und dort hinterlässt auch „Gamon“ die andere Hälfte der Prophezeiung und stirbt. Damit wird diese Prophezeiung völlig unvermeidbar. Aber wenn man diesen „Gamon“-Yokai direkt nach seiner Geburt töten kann, kann die Prophezeiung abgewendet werden.

[49] Mir wurde gesagt, ich soll zusammenfassen, also habe ich mal reingeschaut, aber wenn ihr schon zusammenfasst, korrigiert doch bitte die Tippfehler! Das ist peinlich (・ω・`)

[51] Darauf aufbauend: Anscheinend wird auch nach dem Tod eines Menschen, der sein „Schicksal ausgeplaudert“ hat, ein Yokai geboren, der „Gamon“ ähnelt. Die dritte Methode ähnelt der dritten Methode, die mir damals genannt wurde. Man lässt diesen „Gamon“-ähnlichen Yokai glauben, dass die Nichte des Meisters gestorben ist, damit er geboren wird. Dann tötet man ihn und macht die Prophezeiung selbst unwirksam. Wenn sie unwirksam wird, gilt die Prophezeiung als nicht gemacht, und von da an ruft man die Lebensspanne wieder zurück. Naja, das Risiko dieser Methode habe ich ja schon früher erklärt. Das Schwierige dabei ist jedoch, „Gamon“ zu finden und zu töten. Erstens ist „Gamon“ schwer zu finden. Und selbst wenn man ihn findet, ist fraglich, ob man zu seinem Aufenthaltsort gelangen kann, bevor er prophezeit. Außerdem muss man den Yokai töten, selbst wenn man ihn findet. Er ist immerhin ein Yokai, also gibt es wahrscheinlich einige Risiken. Und wie ich schon oft gesagt habe, ist unsere Arbeit eher „Verhandlung“ als „Bekämpfung“. Einen Yokai aus eigenem Interesse zu verletzen, ist irgendwie ein Fehltritt.

  • [55] Gibt es Yokai wirklich? Nyoze und Gamon scheinen materiell zu existieren. Werden sie irgendwo aufbewahrt und kann man sie sehen? Können auch normale Menschen echte Yokai sehen?

[68] >>55 Naja, vielleicht sind es ja auch nur mutierte Tiere. Man sagt, der Kopf sei menschlich, aber wahrscheinlich sieht er nicht genau wie ein Mensch aus (lacht).

[151] Ich dachte, ich wäre irgendwie blockiert, aber anscheinend kann man nicht schreiben, wenn Skype geöffnet ist… Nachdem ich die drei Methoden erklärt hatte, machte der jüngere Bruder des Meisters ein ernstes Gesicht. Naja, egal welche Methode man wählt, gefährlich bleibt es so oder so. Der Bruder fragte den Meister, welche Methode er wählen solle, aber der Meister schüttelte schweigend den Kopf. Dann sagte er, dass die Tochter des Bruders selbst entscheiden solle, welche Methode sie letztendlich wählen wolle. Selbst wenn man hier einfach eine Methode festlegt, kann man sie nicht durchführen, wenn die Betroffene nicht einverstanden ist. Der Bruder sagte mit traurigem Gesicht: „Du hast wohl recht…“ und schlug vor, da es schon spät sei, die detaillierte Besprechung auf morgen zu verschieben. Er brauchte wohl auch Zeit zum Nachdenken. Der Meister und ich zogen uns in die uns zugewiesenen Gästezimmer zurück, um zu schlafen. Kurz bevor wir uns trennten, fragte mich der Meister beiläufig: „Was würdest du tun?“ Ich antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Der Meister sagte mit ungewohnt müder Stimme: „Du bist eben doch noch ein halber Mann.“

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[153] In dieser Nacht konnte ich nicht gut einschlafen, wahrscheinlich weil ich ziemlich hungrig war. Und wenn man lange wach liegt, muss man irgendwann auf die Toilette. Die Toilette war mir vorher gezeigt worden, also ging ich dorthin. Vor der Toilette stand die Frau des Bruders. Die Toilettentür war geschlossen, und von drinnen hörte man Würgegeräusche wie „Wüüürg“. Es war eine bekannte Stimme, anscheinend war die Nichte des Meisters drinnen. Es war mir etwas unangenehm. Naja, da ich größtenteils für die Situation verantwortlich war, wollte ich ihr eigentlich nicht begegnen.

  • [154] Konntest du wirklich wegen Skype nicht schreiben? (lacht)
  • [155] Selbst der Meister macht sich Sorgen um seine Verwandten.
  • [156] Iss dein Mittagessen ordentlich.

[6] Ich wollte mich gerade umdrehen und mich im Garten irgendwo im Gebüsch verstecken, um mein Geschäft zu verrichten, aber die Frau des Bruders vor der Toilettentür bemerkte mich vorher. Sie nickte leicht zur Begrüßung und fragte: „Was ist los?“ Ich antwortete notgedrungen: „Ich wollte die Toilette benutzen, aber sie scheint gerade besetzt zu sein.“ Die Frau sagte mit entschuldigendem Gesicht: „Entschuldigen Sie, aber ich lasse sie sofort herauskommen…“ Naja, da ich ja irgendwie der Verursacher war, brachte es mich in Verlegenheit, wenn sie sich entschuldigte. Aber ich musste wirklich dringend, also konnte ich auch nicht sagen: „Lassen Sie sich Zeit.“ Das fühlte sich auch falsch an, also nahm ich ihr Angebot dankend an. Die Frau klopfte an die Toilettentür und sagte etwas wie: „Misato, alles in Ordnung? Kannst du bitte mal rauskommen?“ Da hörte ich zum ersten Mal den Namen der Nichte des Meisters.

[13] Daraufhin hörte man das Geräusch der Toilettenspülung von drinnen. Dann gab es ein Poltern, als würde ein Körper gegen die Wand stoßen, und die Toilettentür öffnete sich. Die Nichte des Meisters, die herauskam, hatte die Augen mit einem roten Tuch verbunden. Zu diesem Tuch: Leute mit spiritueller Wahrnehmung können es ja mal ausprobieren, aber wenn man sich ein doppelt gefaltetes rotes Seidentuch über die Augen legt, sollte man die meisten Yokai nicht mehr sehen können, Geister vielleicht schon. Die Sicht wird zwar stark eingeschränkt, aber man kann die ungefähren Umrisse von Dingen noch verschwommen erkennen. Die Nichte des Meisters, also Misato-san, trug so etwas. Die Frau des Bruders hielt eine Tasse mit dampfendem Tee in der Hand, gab sie ihr und ließ sie zwei, drei Schlucke trinken. Sie sagte: „Entschuldigen Sie“, nahm Misato-san an der Hand und wollte an mir vorbeigehen, aber…

  • [14] Aber was!?

[17] Misato-san stieß plötzlich einen kleinen Schrei aus, „Hiik!“, und fiel hin, als wäre sie über etwas gestolpert. Natürlich war da nichts. Die Frau stützte sie hastig, aber dabei schwappte der Tee aus der Tasse, die sie hielt, auf meine Hand. Es war ziemlich heiß, also rief ich unwillkürlich: „Autsch!“ Und dann wachte ich auf. Hä?, dachte ich benommen. Ich sah mich um, ich war im Gästezimmer, in dem ich übernachtete. Nachdem ich eine Weile gebraucht hatte, um ganz wach zu werden, verstand ich, dass ich irgendwann eingeschlafen war und der Toilettengang ein Traum gewesen war. Es war ein seltsam klarer Traum. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich träume oft davon, auf die Toilette zu gehen. Als Kind bedeutete so ein Traum meistens, dass ich im Traum auf die Toilette ging und dann aufwachte und ins Bett gemacht hatte. Aber als Erwachsener wache ich meistens kurz bevor ich im Traum auf der Toilette mein Geschäft verrichte, auf. Und in solchen Momenten muss ich immer furchtbar dringend. Natürlich war das auch diesmal so, ich musste pinkeln. Also kroch ich, wie im Traum, aus dem Futon und ging zur Toilette.

[18] Als ich die Toilette in Sichtweite hatte, stand dort eine Gestalt. Es war die Frau des Bruders. Hä?, ein heftiges Déjà-vu überkam mich. Und als ich näher kam, hörte ich wieder das gleiche würgende Geräusch wie im Traum: „Wüüürg“. Als die Frau mich kommen sah, fragte sie mit genau dem gleichen Tonfall wie im Traum: „Was ist los?“ Ich antwortete verwirrt: „Ich möchte die Toilette benutzen…“ Die weitere Entwicklung war genau wie im Traum. Die Frau fragte Misato-san: „Alles in Ordnung?“, ließ sie aus der Toilette kommen, gab ihr Tee zu trinken, und dann wollten die beiden gehen, aber da blieben sie stehen. Dann drehten sie langsam nur ihre Blicke zu mir. Ihre Gesichter verzogen sich zu einem unbeschreiblich widerlichen Lächeln. Ich war ziemlich erschrocken und sprachlos, und im nächsten Moment schüttete mir die Frau plötzlich den Tee aus der Tasse über. Es war ziemlich heiß, also rief ich unwillkürlich: „Autsch!“ Und dann wachte ich auf. Ich war im Gästezimmer.

  • [19] Puh.

[20] Was zum Teufel soll das, dachte ich. Ich hatte im Traum geträumt, und das hatte sich wiederholt. Nein, es war keine Wiederholung. Gegen Ende hatte die Frau mir den Tee eindeutig mit böser Absicht übergeschüttet. Obwohl es ein Traum war, spürte ich seltsamerweise den Schmerz der Hitze des Tees. Ich kniff mich probehalber in die Wange, aber diesmal spürte ich keinen Schmerz. Ich ahnte es. Anscheinend träumte ich immer noch. Wie von etwas geleitet, kroch ich wieder aus dem Futon und ging zur Toilette.

[21] Der Flur schien mir viel dunkler als zuvor. Vor der Tür stand die Frau. Und wieder hörte ich aus der Toilette das würgende Geräusch von Misato-san: „Wüüürg“. Naja, ich war mir nicht mehr sicher, ob die Nichte des Meisters wirklich Misato hieß. Aber die Situation war etwas seltsam. Die Frau schlug mit der Tasse gegen die Tür, gong, gong. Die Tasse war aus Glas und zerbrach langsam, und die Hände der Frau wurden immer blutiger. In diesem Moment hatte ich seltsamerweise keine große Angst. Ich ging weiter auf die Frau zu. Da fragte sie: „Was ist los?“, und ich antwortete ehrlich: „Ich wollte auf die Toilette.“ Als die Frau das hörte, verzog sich ihr Gesicht plötzlich zu einem widerlichen, seltsam schleimigen Lächeln, sie sagte: „Warten Sie noch einen Moment“, und rief Misato-san aus der Toilette. Dann stopfte sie Misato-san ziemlich zerbrochene Glassplitter in den Mund. Misato-san kaute mit demselben widerlichen Lächeln ein-, zweimal darauf herum. Blut strömte ihr aus dem Mund. Als die Frau das sah, fragte sie mich: „Wenn Sie auch hungrig sind, möchten Sie vielleicht auch?“ Ich lehnte ab, aber die Frau sagte: „Seien Sie nicht schüchtern“, und packte meinen Arm fest. Es war eine unglaubliche Kraft. Ich versuchte mich loszureißen, aber es war unmöglich. Dann wurden mir die Glassplitter gewaltsam in den Mund gestopft. Und da wachte ich wieder auf.

[22] Ich hatte einen leichten Blutgeschmack im Mund. Als ich mich in die Wange kniff, tat es weh. Anscheinend war ich endlich wirklich aus dem Traum erwacht. Ich atmete erleichtert auf. Ich habe oft Albträume, aber normalerweise erinnere ich mich nach dem Aufwachen nicht mehr gut an den Inhalt. Aber diesmal war der Traum so klar, dass der Nachgeschmack schlecht war. Ich lag eine Weile im Futon, dachte über den Traum nach und war benommen, aber vielleicht wegen des gruseligen Traums und weil es ein Toilettentraum war, überkam mich wieder ein heftiger Harndrang. In diesem Moment verstand ich irgendwie. Wahrscheinlich sollte ich jetzt nicht auf die Toilette gehen. Aber ich konnte es kaum noch aushalten. Also beschloss ich, nicht zur Toilette zu gehen, sondern, wie im ersten Traum geplant, heimlich in den Garten zu gehen und im Gebüsch zu pinkeln. Ich schlüpfte aus dem Futon, schlich zum Fenster, das zum Garten führte, öffnete es und ging hinaus. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand da war, zog ich meine Hose im nächstgelegenen Gebüsch herunter.

[23] Ist zwar egal, aber der Mond ist rund und schön. Fortsetzung. Nachdem ich mein Geschäft erledigt hatte, fühlte ich mich etwas erleichtert. Ich wollte gerade zurück ins Zimmer gehen, als ich bemerkte, dass aus ziemlicher Nähe ein rhythmisches Geräusch von fließendem Wasser kam. Das Geräusch einer Toilettenspülung. Aber irgendetwas war seltsam. Wisst ihr, wenn man den kleinen Spülhebel betätigt, fließt das Wasser nur, solange man ihn gedrückt hält. Wahrscheinlich war es dieses Geräusch, aber es wurde in regelmäßigen Abständen gespült, als würde jemand ein Instrument spielen. Ich wunderte mich, was das sein könnte.

[24] Ehrlich gesagt wollte ich wegen des Traums nicht viel mit der Toilette zu tun haben. Der Garten des Elternhauses des Meisters war ziemlich groß. Die Toilette, aus der das rhythmische Wassergeräusch kam, hatte ein Fenster zur Gartenseite. Ich warf einen kurzen Blick auf das Fenster, aber das Licht war aus, und drinnen war es stockdunkel. Ich überlegte kurz, beschloss aber, es zu ignorieren und zurück ins Zimmer zu gehen. Neugier bringt die Katze um. Aber im nächsten Moment war dieser Gedanke verflogen. Aus der Toilette war eine andere Stimme als das Wassergeräusch zu hören. Es war eine leise Stimme, aber eine vertraute. Natürlich traute ich meinen Ohren nicht. Also konzentrierte ich mich noch mehr auf das Geräusch. Dann war ich mir sicher. Es war die Stimme des Meisters.

[25] Ich fragte mich, was der Meister mitten in der Nacht auf der Toilette machte. Warum tat er so etwas Seltsames? Sobald ich mich das fragte, wurde meine Neugier immer größer. Ich beschloss, nur kurz nachzusehen. Ich duckte mich und schlich mich zum Toilettenfenster. Ich traute mich zwar nicht, hineinzuschauen, aber ich wollte zumindest hören, was der Meister sagte. Und ich hörte es. Während er die Spülung betätigte, sagte er immer wieder: „Komm heraus, komm heraus. Komm heraus, komm heraus. Komm heraus, komm heraus.“ Mein Herz machte einen Sprung. Ich hatte das Gefühl, etwas gehört zu haben, das ich nicht hätte hören sollen. Ich entfernte mich schnell von dort, schlich den Weg zurück, den ich gekommen war, und ging zurück in mein Zimmer.

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[26] Das war’s für heute, irgendwie kann ich es nicht gut ausdrücken. Entschuldigung, wenn es schwer zu lesen ist.

  • [27] Nein, wie immer sehr interessant und verständlich. Danke für deine Mühe. Freue mich auf die Fortsetzung.
  • [28] Du bist da! Danke für deine Mühe. Es ist gruselig, aber ich freue mich darauf.
  • [30] Danke für deine Mühe. Freue mich auf die Fortsetzung!
  • [29] Danke für die immer interessante Geschichte. Danke für deine Mühe!
  • [38] Freue mich riesig auf die Fortsetzung!!!
  • [49] Das ist ja wie Yokai Watch in echt. Hast du einen Partner oder so?
  • [51] Ein Yokai-Jäger mit einem anhaftenden Wiesel-Geist ist ja wie ein Protagonist. Das sollte als Manga adaptiert werden.
  • [53] Wann er wohl das nächste Mal kommt. Wenn der Thread-Ersteller kommt, hat er manchmal den vorherigen Inhalt vergessen, also ist eine Zusammenfassungs-Seite vielleicht nicht schlecht. Habe sie aber nicht gesehen (lacht).

[67] Fortsetzung. Ich eilte zurück in mein Zimmer, kroch zitternd unter die Decke. Was auch immer der Meister getan hatte, oder was auch immer es war, das nicht der Meister war, was in dieser Toilette vor sich ging, war wahrscheinlich nichts, was ich wissen sollte. Ich bereute zutiefst, die Toilette beobachtet zu haben. An diesem Tag grübelte ich vor mich hin und schlief irgendwann tief und fest ein. Diesmal war ich wohl wirklich müde, denn ich schlief tief.

[68] Am Morgen wurde ich vom Meister geweckt. Es war etwa 8 Uhr. Ich war neugierig wegen der Ereignisse der Nacht und beobachtete den Meister, aber er war wie immer. Der Meister sagte, das Frühstück sei fertig, also sollten wir essen gehen. Ich freute mich: Endlich was zu essen! Ich folgte dem Meister zur Küche. Und in dem Moment, als ich durch die Tür zur Küche trat, fühlte sich mein Körper plötzlich irgendwie leichter an.

  • [69] Willkommen zurück, Thread-Ersteller! Ich freue mich darauf, wie weit es heute geht.

[71] Das Gefühl kam mir irgendwie bekannt vor. Aber warum hier?, dachte ich und sah mich in der Küche um. Da hing an der Küchenwand eine Tuschezeichnung, die etwas verblasst aussah. Naja, sie passte nicht wirklich in eine Küche. Da es sonst nichts Auffälliges gab, vermutete ich, dass sie der Grund für das leichte Gefühl war. Ich habe keine spirituelle Wahrnehmung, also weiß ich es nicht genau, aber laut dem Meister und anderen Leuten mit spiritueller Wahrnehmung klebt angeblich immer ein verbranntes, ekelhaftes Wiesel an meinem Körper. Aber manchmal löst es sich. Der Grund dafür ist nicht, dass die Wiesel Angst haben oder etwas ablehnen. Naja, im Gegensatz zu gewöhnlichen Yokai sind die Wiesel ja schon tot, also ist ihnen so etwas wahrscheinlich egal. Sie verschwinden meistens vor Dingen, vor denen sie sich „nicht blicken lassen“ können, wie sie meinen. Es ist schon seltsam, dass sie, die nicht einmal den Tod fürchten, Scham empfinden. Ich gab dem Meister ein Zeichen, sodass er es sehen konnte, und teilte ihm dies mit. Dieses Bild. Könnte teuer sein. Will haben. Täuschen. Mitnehmen?

[156] Fortsetzung. Als der Meister mein Zeichen bemerkte, wandte er seinen Blick dem Bild zu. Dann setzte er sich an den Tisch, auf dem das Mittagessen stand, und signalisierte zurück: „Gib auf.“ Naja, wenn der Meister das sagte, war es wohl unmöglich, dachte ich. Ich setzte mich ebenfalls neben den Meister und betrachtete das Bild aufmerksam. Die Tuschezeichnung zeigte einen Kranich oder so etwas an einem See. Unten links auf dem Bild stand ein Name: Sō× (konnte es nicht gut lesen) Koji. Koji ist entweder ein buddhistischer Name für Laien oder ein Ehrentitel, den jemand erhält, der eine beeindruckende spirituelle Praxis absolviert hat. Ein besonders berühmter Koji ist Kashin Koji. Kennt ihr die Geschichte über ihn, einen Illusionisten unter Oda Nobunaga? Und unter den Namen, die mir bekannt vorkamen, gibt es nur einen Koji mit dem Schriftzeichen „Sō“ (葬, Begräbnis): Sōshi Koji (葬死居士, Koji des Begräbnis-Todes).

[173] Über Sōshi Koji würde es zu lange dauern, ins Detail zu gehen, also lasse ich das weg. Stellt ihn euch einfach grob als die Person vor, die das Buch „Sōsho“ (葬書, Buch des Begräbnisses) ins Japanische übersetzt hat. Das Sōsho handelt von Feng Shui, aber das ursprüngliche Feng Shui diente dazu, die Ahnen zu ehren. Deshalb gilt Guo Pu, der das Sōsho geschrieben hat, in China als eine Art Gott der Kindespietät. Sōshi Koji, der das Sōsho ins Japanische übersetzt hat, hat in Japan eine fast identische Stellung. Übrigens gibt es eine Schule der Yokai-Bekämpfung namens Sōshi-ryū, die ebenfalls auf ihn zurückgeht. Naja, sei es, weil er das Konzept des Feng Shui in Japan verbreitet hat, oder weil er eine Schule gegründet hat, jedenfalls scheint er, obwohl er ein Mensch war, auch von den Yokai respektiert zu werden. Warum die Wiesel sich vor ihm nicht blicken lassen können, weiß ich auch nicht genau. Ich habe nicht so viel Wissen über ihn. Vielleicht wüsste jemand von der Sōshi-ryū etwas.

[174] Ich wollte mich anstrengen, aber ich bin doch müde (lacht). Tut mir leid, ich gehe schlafen.

  • [175] >>174 Gute Nacht.
  • [176] Gute Nacht~. Träum was Schönes.
  • [177] Nein, bleib wach! Erzähl mehr!

[209] Während ich geistesabwesend auf das Bild starrte, kamen der Bruder des Meisters und seine Mutter in die Küche. Das Frühstück war ziemlich ordentlich, mit Reis, gebratenem Fisch und Misosuppe. Als das Essen auf dem Tisch stand, nahm die Frau des Meisters Haferschleim und schien ihn zu ihrer Tochter bringen zu wollen. Da sagte der Meister: „Ruf Misato-chan auch hierher, damit wir zusammen essen können.“ „Aber…“, zögerte die Frau leicht, doch der Meister warf mir einen kurzen Blick zu und sagte beschwichtigend: „Es ist nicht gut, wenn sie die ganze Zeit in diesem Zimmer bleibt. Jetzt ist es sicher.“ Daraufhin stimmte auch der Bruder zu: „Ja, das stimmt. Kannst du sie bitte holen?“ Ich war überrascht, dass der Name Misato-chan, den ich im Traum gehört hatte, wirklich genannt wurde. Die Frau sagte: „Verstanden“, und ging, um ihre Tochter zu holen.

  • [210] Das ist aufregend…
  • [211] Der Thread-Ersteller ist da!

[213] Misato-san kam kurz darauf, von ihrer Mutter geführt. Sie hatte sich anscheinend umgezogen und trug statt eines Schlafanzugs ein langärmeliges Hemd und Jeans-ähnliche Alltagskleidung. Als Misato-san mich sah, zuckte sie kurz zusammen, aber anscheinend wurde ihr diesmal nicht schlecht wie zuvor. Als alle versammelt waren, begannen wir gemeinsam zu frühstücken. Dann sagte der Meister so etwas wie: „Gestern war es so hektisch, wir konnten uns nicht einmal vorstellen“, und erklärte Misato-san, wer er war. Naja, dass er ihr Onkel war, wusste sie, aber als er von Yokai-Bekämpfung sprach, war sie sichtlich misstrauisch (lacht). Und dann stellte ich mich im Anschluss an den Meister ebenfalls vor. Ich beobachtete Misato-san und fragte mich, wie viel sie von ihrer Situation verstand. Aber vielleicht auch wegen ihrer Schüchternheit sprach sie nicht viel. Nach dem etwas unbehaglichen Frühstück sagte der Meister: „Ich möchte kurz mit diesem Kind sprechen, könnten die anderen bitte den Platz verlassen?“ Die Frau des Bruders sah besorgt aus, aber sie wurde vom Bruder und der Mutter an der Hand genommen und ging irgendwohin. Ich wollte ihnen folgen und stand auf, aber der Meister sagte: „Du bleibst hier.“

[214] Ah, ich habe mich bei der Vorstellung falsch ausgedrückt. Misato-san wusste, dass der Meister ihr Onkel war, aber sie wusste nicht, dass sein Beruf mit solchen Dingen zu tun hatte. Darüber hat der Meister sie aufgeklärt, und ich habe mich angeschlossen. So war das gemeint.

[215] Ich habe etwas getrunken und bin irgendwie wirr geworden (lacht). Nachdem die anderen gegangen waren, begann der Meister, Misato-san ihre Situation und verschiedene Dinge zusammenfassend zu erklären. Misato-san schien ziemlich am Boden zerstört zu sein, aber sie verstand relativ schnell oder ließ ihre Vorsicht leicht fallen. Naja, es war auch geschickt vom Meister, sich in Anwesenheit der Familie als jemand aus dieser Branche zu outen. Und jetzt, da sie allein war, war es einfacher, sie zu beeinflussen.

  • [216] Willkommen zurück, Thread-Ersteller. Ich lese mit.

[268] Fortsetzung. Misato-san hörte der Erklärung des Meisters nur nickend zu. Als der Meister seine Ausführungen weitgehend beendet hatte, fragte sie ihn: Von ihren Eltern habe sie gehört, dass sie seine Schülerin werden solle, aber sie habe gehört, er sei jemand aus dem Kalligraphie-Bereich. Sei das völlig falsch? Ich erinnerte mich an die verschiedenen Kalligraphie-Urkunden, die ich in ihrem Zimmer gesehen hatte. Aha, also hatte sie anfangs gedacht, der Meister und ich seien ein Kalligraphie-Lehrer-Schüler-Duo. Und plötzlich wurde daraus Yokai-Bekämpfung, kein Wunder, dass sie das seltsam fand. Aber der Meister hatte, glaube ich, tatsächlich den Meistergrad irgendeiner Kalligraphie-Schule. War die Schülerschaft also für Kalligraphie gedacht?, dachte ich, aber nach der Rede des Meisters wollte er ihr eindeutig Yokai-Bekämpfung beibringen. Naja, er konnte ja auch Kalligraphie unterrichten, also war es keine völlige Lüge?

[270] Von da an begann die Rechtfertigungszeit des Meisters. Zuerst habe er memang nur Kalligraphie lehren wollen, aber als er hierherkam und sah, in welcher Situation sie sich befand, blieb ihm nichts anderes übrig, als auch sein Nebengewerbe zu offenbaren, so in etwa. Der Meister war, wie auch immer man es drehte, ein geschickter Redner, also schien Misato-san damit zufrieden zu sein. Schließlich kam das Gespräch zum Kernpunkt, und der Meister fragte, was sie angesichts der drei Methoden tun wolle. Nach der Erklärung des Meisters würde er ihr bei der ersten Methode zukünftig Kenntnisse über Yokai-Bekämpfung beibringen. Bei den anderen beiden Methoden würde er sie, falls sie erfolgreich wären und sie noch Lust hätte, nur zur Kalligraphie-Schülerin machen. Naja, dass er sie nur zur Kalligraphie-Schülerin machen würde, kam mir auch etwas verdächtig vor (lacht). Er sah aus, als würde er denken: Hauptsache, sie wird Schülerin, danach kann ich machen, was ich will! Misato-san überlegte eine Weile, sagte aber, dass sie ehrlich gesagt keine Lust habe, etwas über Yokai-Bekämpfung zu lernen, und lieber versuchen wolle, mit einer der beiden anderen Methoden schnell zum Ziel zu kommen.

[272] Danach besprachen der Meister und ich uns kurz. Wir entschieden uns für die zweite Methode: „Den Yokai bitten, es zu vergessen.“ Der Grund war, naja, dass es dort mehr Verhandlungsspielraum gab und der Meister und ich damit vertrauter waren. Nachdem die Vorgehensweise feststand, begannen wir sofort mit den Vorbereitungen. Zuerst mussten wir den Ort inspizieren, an dem wir den Yokai herbeirufen wollten. Wir entschieden uns für den Ort, an dem Misato-san verschwunden und wiedergefunden worden war. Der Meister sagte, er habe andere Vorbereitungen zu treffen, also solle ich nachsehen gehen. Naja, wahrscheinlich wollte der Meister nicht zu nah ans Meer, also befolgte ich seine Anweisung. Geführt vom Bruder des Meisters machte ich mich auf den Weg zur Klippe, an der Misato-san gefunden worden war. Der Ort war etwa 40 Gehminuten vom Haus des Bruders entfernt, schätze ich? Ziemlich weit. Zuerst hatte der Bruder gefragt, ob wir mit dem Auto fahren sollten, aber ich wollte die umliegende Landschaft und die Position der Gebäude genau überprüfen, also bat ich darum, zu Fuß zu gehen. Als wir ankamen, war ich ziemlich müde.

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[273] Der Ort war, wie ich gehört hatte, ziemlich abgelegen. Nicht direkt an der Straße, sondern man musste die asphaltierte Straße verlassen und 4 bis 5 Minuten über felsigen Boden gehen, um dorthin zu gelangen. Natürlich gab es in der Nähe keine Straßenlaternen. Jetzt war es mittags, also völlig in Ordnung, aber es war abzusehen, dass es nachts stockdunkel und nichts mehr zu sehen sein würde. An einem solchen Ort gab es auch wenig Menschenverkehr. Naja, ein idealer Ort, um einen Yokai herbeizurufen. Dann ließ ich mich vom Bruder zu dem großen Felsen führen, an dem Misato-san Regenwürmer gegessen hatte, und meißelte ein Stück davon ab. Abgemeißelt bedeutet, ich schlug mit einem mitgebrachten Hammer darauf und bekam einen ziemlich großen, flachen Stein. Danach suchte ich in der Nähe nach einem relativ freien Platz und verspritzte dort Sake. Es war Koch-Sake, den ich aus der Küche geklaut hatte. In diesem Fall ist Koch-Sake seltsamerweise besser als normaler Sake. Vielleicht ist da doch irgendein Unterschied (lacht).

  • [283] >>273 Koch-Sake enthält Salz, deswegen vielleicht?
  • [274] Vielleicht schmeckt Yokai etwas, das für Menschen ungenießbar gemacht wurde, besser?
  • [279] Ob das wahr ist oder nicht, kann ich unmöglich verstehen, aber es ist sehr interessant anzusehen. Mein Opa hat früher erzählt, dass Füchse Menschen getäuscht und in die Irre geführt oder sich in Menschen verwandelt haben. Füchse haben ja irgendwie das Image eines typischen Yokai. Gibt es etwas Besonderes an Füchsen, das sie leichter zu Yokai werden lässt als andere Tiere? Und warum gibt es sie jetzt nicht mehr? Hängt das vielleicht mit der Abholzung der Wälder zusammen?
  • [284] >>279 Ich kann nicht verstehen, warum du es nicht verstehen kannst.
  • [280] Der Thread-Ersteller war da.
  • [282] Yokai und Geister sind wohl subtil verschieden, oder? Ich kann es nicht gut erklären, aber Geister sind vielleicht wie Radioaktivität? Und radioaktive Substanzen wären dann Menschen oder Yokai? Irgendwie anders, aber…
  • [286] Ich verstehe, dass es eine Bewirtung durch Yokai ist, aber ich würde es auch auf keinen Fall essen wollen (lacht).
  • [287] Getrocknet und getrunken gibt es ja, aber roh…

[460] Nachdem ich die groben Vorbereitungen abgeschlossen hatte, kehrte ich mit dem Bruder zum Haus zurück. Natürlich brachte ich auch den abgebrochenen Stein mit. Als wir zurückkamen, war der Meister anscheinend auch für andere Vorbereitungen unterwegs gewesen und noch nicht zurück. Also ließ ich mir vom Bruder und seiner Frau helfen und grub im Garten Erde um, um so viele lebende Regenwürmer wie möglich zu finden. Der besagte Yokai hatte Misato-san Regenwürmer zur Bewirtung angeboten, und Yokai bieten ihren Gästen anscheinend meistens das an, was sie selbst mögen. Wenn wir seine Leibspeise kennen, müssen wir sie für die Verhandlungen vorbereiten.

[651] Nachdem ich die Regenwürmer besorgt hatte, kehrte ich mit dem Bruder zum Haus zurück. Als wir ankamen, war der Meister anscheinend auch mit seinen anderen Vorbereitungen fertig und zurückgekehrt. Der Meister sagte mir, dass wir für die Verhandlung mit dem Yokai die folgende Methode anwenden würden.

  • [653] Oh, zum ersten Mal live dabei.
  • [657] Er ist da!!
  • [699] Gruselig!

[663] Wie ich bereits schrieb: Anscheinend wird auch nach dem Tod eines Menschen, der sein „Schicksal ausgeplaudert“ hat, ein Yokai geboren, der „Gamon“ ähnelt. Man lässt diesen „Gamon“-ähnlichen Yokai glauben, dass die Nichte des Meisters gestorben ist, damit er geboren wird. Dann tötet man ihn und macht die Prophezeiung selbst unwirksam. Wenn sie unwirksam wird, gilt die Prophezeiung als nicht gemacht, und von da an ruft man die Lebensspanne wieder zurück. Naja, das Risiko dieser Methode habe ich ja schon früher erklärt. Das Schwierige dabei ist jedoch, „Gamon“ zu finden und zu töten. Erstens ist „Gamon“ schwer zu finden. Und selbst wenn man ihn findet, ist fraglich, ob man zu seinem Aufenthaltsort gelangen kann, bevor er prophezeit. Außerdem muss man den Yokai töten, selbst wenn man ihn findet. Er ist immerhin ein Yokai, also gibt es wahrscheinlich einige Risiken. Und wie ich schon oft gesagt habe, ist unsere Arbeit eher „Verhandlung“ als „Bekämpfung“. Einen Yokai aus eigenem Interesse zu verletzen, ist irgendwie ein Fehltritt.

[697] Der Meister kam gegen 17 Uhr zurück. Es war schon ziemlich dunkel. Der zurückgekehrte Meister trug eine große Tasche und roch leicht nach Fisch oder Verwesung. Ich erklärte dem Meister kurz, was ich bisher vorbereitet hatte. Der Meister sagte mit müdem Gesichtsausdruck: „Verstanden“, und dann: „Ich gehe jetzt kurz baden und ruhe mich bis zur vereinbarten Zeit aus. Kümmere dich bitte um den Inhalt der Tasche.“ Ich bejahte, und der Meister ging ins Badezimmer. Als ich die übelriechende Tasche des Meisters öffnete, war ich schockiert. Darin befand sich der Kadaver eines toten Hundes.

[700] Der Hundekadaver war für das Ritual, das wir durchführen wollten, eigentlich nicht notwendig. Warum hatte der Meister so etwas besorgt? Außerdem sah der Hund, natürlich nur eine Vermutung, nicht wie ein Streuner aus. Es war ein Shiba Inu mit ziemlich gutem Fell, und er hatte auch ein Halsband. Und der Bauch des Hundes war in zwei Hälften gespalten. Das Blut eines schwarzen Hundes wird bei der Bekämpfung von Yokai und Geistern oft verwendet, zusammen mit dem Urin eines Jungfräulichen. Das ist eine ziemlich bekannte Geschichte, oder? Aber wie man an das Blut dieses Hundes kommt, ist eigentlich ziemlich grausam. Zuerst stopft man dem Hund Steine in den Mund und fesselt seine Gliedmaßen, um ihn ruhigzustellen. Danach schneidet man den Rumpf des Hundes langsam mit einer großen Machete in zwei Hälften. Eine Weile lang stirbt der Hund nicht und windet sich qualvoll. Nachdem er vollständig verendet ist, entnimmt man die Organe des Hundes und legt sie in Wasser. Das Wasser färbt sich dann rot, und dieses Wasser wird als „Hundeblut“ verwendet.

  • [701] >>700 Wofür zum Teufel braucht man das…?

[704] Naja, natürlich mischt man danach noch verschiedene Dinge hinein, aber im Großen und Ganzen ist es so. Normalerweise benutzt man es wohl nicht so oft? Es ist grausam und schwer zu beschaffen. Aber das Blut eines schwarzen Hundes gilt meistens als „unrein“, wird von Yokai und Geistern verabscheut und ist wirksam, um solche Dinge abzuwehren. Und auch für Hunde anderer Farben gibt es verschiedene Verwendungszwecke. In diesem Fall war es ein relativ heller Shiba Inu, also würde wahrscheinlich das Blut eines weißen Hundes verwendet werden. Aber das Blut eines weißen Hundes wird nur sehr selten verwendet. Denn das Blut eines weißen Hundes wird verwendet, um Menschen zu „töten“.

  • [711] Das nimmt eine unheilvolle Wendung… Meister, zu diesem Zeitpunkt ist er doch noch in Ordnung, oder?

[712] Dem Blut eines weißen Hundes wird nachgesagt, dass es spirituelle Kraft enthält. Es soll die Kraft haben, unheilvolle Dinge zu beseitigen oder dämonische Krankheiten zu heilen. Es wird auch für Reinigungsrituale (Senshinjutsu) verwendet. Naja, das klingt irgendwie nach etwas Gutem, aber das bezieht sich hauptsächlich auf die Verwendung als Medium für irgendeine erstaunliche Technik, und heutzutage ist die Anwendung dafür anscheinend kaum noch überliefert. Wofür wird es also jetzt verwendet? Es wird für eine Technik namens „Hikeshi“ (Feuerlöschen) benutzt. Diese Hikeshi-Technik ist die „Methode, jemanden spirituell sterben zu lassen“, von der ich früher gesprochen habe. Habe ich schon mal die Geschichte erzählt, dass Menschen drei Flammen haben, eine auf jeder Schulter und eine auf dem Scheitel? Wenn nicht, erkläre ich es später noch. Solange diese drei Flammen brennen, ist die Seele des Menschen an den Körper gebunden. Um dieses Feuer zu löschen, muss man anscheinend mit dem Blut eines weißen Hundes übergossen werden. Deshalb sollte man auf keinen Fall Blut eines weißen Hundes auf die Schultern oder den Scheitel bekommen. Die Seele soll einfach verschwinden. Aber umgekehrt, wenn man die Seele von jemandem zerstreuen will, übergießt man ihn mit dem Blut eines weißen Hundes, und diese Person wird mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit spirituell „sterben“.

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[766] Eine kleine Erklärung zum Feuer: Es gibt den Aberglauben, dass man sich nicht umdrehen soll, wenn man nachts auf einer Straße geht. Das kommt anscheinend auch von den Flammen auf den Schultern und dem Scheitel. Es klingt vielleicht etwas unglaubwürdig, aber dieses Feuer soll uns von den Göttern gegeben worden sein, als sie die Menschen erschufen. Alle drei zusammen sollen eine Art Barrierekraft besitzen und die Menschen vor Chimimoryo (allerlei Geistern und Dämonen) schützen. Dieses Feuer erlischt nur unter besonderen Umständen, aber es hat einige Schwachstellen. Naja, natürlich das Blut eines weißen Hundes, aber anscheinend kann das Feuer auch durch den eigenen Atem des Menschen gelöscht werden. Deshalb löscht man anscheinend unbewusst eine der Schulterflammen mit dem Atem aus der Nase, wenn man sich umdreht.

[768] Deshalb sollte man sich nachts niemals umdrehen, auch wenn man von hinten ein beunruhigendes Geräusch hört. Denn das sind Yokai oder ähnliches, die den Menschen schaden wollen und sie täuschen, damit sie sich umdrehen und mit ihrem Nasenatem eine Schulterflamme löschen. Im Fall von weißem Hundeblut bleibt der Zustand des Erlöschens relativ lange bestehen. Naja, im Fall des Nasenatems kehrt das Feuer, selbst wenn es einmal gelöscht wurde, am nächsten Morgen wieder zurück. Und selbst wenn ein Mensch stirbt, erlischt das Feuer nicht einfach. Es löst sich vom Menschen und brennt anscheinend eine Weile weiter. Vielleicht ist das der Ursprung von Onibi (Irrlichtern) oder so.

  • [769] Wow. Was ist der Unterschied zwischen Hitodama (Menschenseele?) und Onibi? Hitodama = von Menschen, Onibi = von Yokai-Artigen?
    [770] Naja, über dieses Feuer gibt es noch viel mehr zu erzählen, aber da es für die aktuelle Sache nicht so relevant ist, belasse ich es dabei. Zurück zum Hauptthema. Ich überlegte kurz, was ich mit dem Hundekadaver tun sollte, den mir der Meister übergeben hatte, aber ich beschloss, ihn vorerst wie vom Meister angewiesen zu „entsorgen“. Glücklicherweise war die Familie des Bruders des Meisters nicht anwesend. Ich versteckte die stinkende Tasche erstmal in einer Ecke des Gartens und lieh mir vom Bruder des Meisters usw. die notwendigen Werkzeuge. Naja, dabei wurde ich wohl wegen des Verwesungsgeruchs, der an mir haftete, misstrauisch beäugt und ausgefragt. Ich sagte, es seien Vorbereitungen für das, was heute Abend nötig sei, und redete mich beim Bruder irgendwie heraus. Dann bat ich ihn, dafür zu sorgen, dass niemand in den Garten kommt, und begann mit der „Entsorgung“ des Kadavers. Zuerst füllte ich einen Eimer etwa zur Hälfte mit Wasser. Danach spuckte ich ins Wasser, und es folgten noch zwei, drei weitere Schritte, aber das zu detailliert zu beschreiben, wäre wohl nicht angebracht, also lasse ich es weg. Ich entnahm die Organe des Hundes und legte sie ins Wasser. Dann füllte ich das rot gefärbte Wasser in eine PET-Flasche. Natürlich achtete ich darauf, dass kein Wasser auf meine Schultern oder meinen Kopf spritzte. Die Überreste, einschließlich des Eimers, vergrub ich alle im Garten. Zum Abschluss pflanzte ich einen Pfirsichkern an der Stelle, wo ich es vergraben hatte. Es ist bekannt, dass man Pflanzen pflanzt, wenn man etwas Schlechtes vergraben hat, aber Kirschen oder Weiden sollte man meiden. In solchen Fällen wählt man meistens einen Pfirsichkern, natürlich auch wegen der Kompatibilität.
  • [793] Eine Flamme auf dem Kopf ist ja wie beim Protagonisten von Reborn.

[829] >>793 Flamme ist wahrscheinlich nur eine Metapher, wie es in solchen Geschichten oft vorkommt, oder?

  • [799] Ich verstehe, dass man sich nicht umdrehen soll, weil die Schulterflamme erlischt. Aber wäre es dann nicht in Ordnung, sich mit dem ganzen Körper zu drehen, ohne den relativen Winkel zwischen Schultern und Kopf zu ändern?

[833] >>799 Ich bin kein Forscher, also habe ich das nicht so genau untersucht. Gibt es einen so wichtigen Grund, nach hinten zu schauen? Im Sinne von: Schau nach vorn und geh weiter. >>811 Es ist nicht so, dass ich den Grund nicht verraten will, aber kennst du diese Geistergeschichten, wo etwas passiert, wenn man den Grund erfährt? Vielleicht ist es hier ähnlich.

  • [811] Meine Mutter hat uns Brüdern immer mit funkelnden Augen eingeschärft: „Trink keinen Tee vom Vortag!“ oder „Schneide dir nachts auf keinen Fall die Nägel!!“ Es ist also wirklich verboten… Warum erklären uns Erwachsene nie den richtigen Grund?

[845] Fortsetzung. Als ich mit der Entsorgung des Hundeblutes fertig war, wurde es draußen dämmrig. Ich beschloss, ebenfalls baden zu gehen. Unterwegs traf ich die Frau des Bruders, aber sie wandte demonstrativ den Blick ab. Ich machte mir ein wenig Sorgen, ob ich wirklich so schlimm roch. Und nach dem Bad zog ich meine Arbeits-„Kleidung“ an. Wie ich schon mal gesagt habe, müssen Priester, die mit Göttern zu tun haben, ordentlich gekleidet sein, aber in unserem Geschäft, das sich mit Yokai befasst, ist eher das Gegenteil der Fall: Man muss schmuddelig aussehen. Naja, aber Schmuddeligkeit ist nicht gleich Schmuddeligkeit. Blutgeruch mögen Yokai anscheinend nicht. Was Yokai bevorzugen, ist eher Schmutz wie Matsch oder Staub. Irgendwie ist das wohl näher an der Natur. Deshalb bereiten wir abgetragene, wenig gewaschene Kleidung vor.

  • [846] Hm hm.

[850] Nach einer Weile lud mich der Bruder zum Abendessen ein. Wegen der Regenwürmer und des Hundes hatte ich nicht viel Appetit, aber ich dachte, ich sollte für die Nacht etwas essen, und folgte ihm. Als ich in die Küche kam, war die Familie des Bruders – Misato-san, die Frau und der Bruder – bereits versammelt, aber der Meister fehlte. Ich fragte, was mit dem Meister sei. Der Bruder antwortete, er schlafe anscheinend noch und zeige keine Anzeichen aufzuwachen. Naja, in solchen Fällen ist es wahrscheinlich am besten, ihn schlafen zu lassen. Aber ich dachte, da der diesmalige Yokai Regenwürmer zum Essen anbot, wäre es nicht gut, ihm mit leerem Magen gegenüberzutreten. Es bestand die Möglichkeit, dass er den Appetit ausnutzen würde. Also sagte ich: „Ich wecke ihn“, und ging zu seinem Zimmer. Als ich die Tür zum Zimmer des Meisters öffnete, war es stockdunkel. Ich rief zwei-, dreimal: „Meister, Meister“, aber es kam keine Antwort. Notgedrungen tastete ich nach dem Lichtschalter und machte das Licht an. Da erschrak ich leicht. Der Meister hatte die Augen geöffnet und starrte regungslos zur Decke. Ich näherte mich ihm zögernd und fragte: „Was ist los? Es ist Zeit fürs Abendessen.“ Da fragte er plötzlich: „Kannst du es sehen?“ Ich war verdutzt, aber als ich in die Richtung blickte, in die der Meister schaute, war dort nichts. „Nein“, antwortete ich. Der Meister sagte: „Ach so“, und stand aus dem Futon auf. Und dann war ich noch mehr entsetzt. Die Kleidung, die der Meister trug, war völlig durchnässt von Schweiß. Es sah aus, als könnte man sie auswringen.

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  • [852] >>850 Uh, gruselig.
  • [856] Der Meister gerät langsam in Gefahr…
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