Ich arbeite als Yokai-Jäger, habt ihr Fragen? Teil 5

Hallo, hier ist der Admin. Wussten Sie, dass im Abgrund des japanischen Internets, in seinen verborgenen Ecken, heimlich Geschichten geflüstert werden?

Im tiefen Dunkel der Anonymität werden noch immer zahlreiche seltsame Ereignisse überliefert. Hier haben wir jene mysteriösen Geschichten sorgfältig ausgewählt – unbekannten Ursprungs, aber seltsam lebendig – die Ihnen Schauer über den Rücken jagen, das Herz beklommen machen oder manchmal sogar den gesunden Menschenverstand auf den Kopf stellen können.

Sie werden sicher Geschichten finden, die Sie noch nicht kannten. Also, sind Sie bereit zu lesen…?

[729] Na gut, kommen wir zum eigentlichen Thema, von dem der Meister sprach. An diesem Tag rief er mich zu sich, und als ich dort ankam, war ich von seiner ersten Aussage völlig überrascht. „Ich habe beschlossen, noch einen weiteren Schüler aufzunehmen.“

[733] Mein Gesicht erstarrte vor Überraschung. Hä? Was soll das plötzlich?, fragte ich den Meister. Er erklärte mir irgendwie, dass derjenige, den er als Schüler aufnehmen wollte, das Kind seines jüngeren Bruders sei und dass er ihn aufgrund komplizierter Umstände aufnehmen müsse. Das kam viel zu plötzlich! Hätten Sie mich nicht wenigstens fragen können?, dachte ich, aber na ja, es war ja nicht das erste Mal, dass der Meister einfach Sachen hinter meinem Rücken entschied. Und diese „komplizierten Umstände“ klangen nach Familienproblemen, also beschloss ich, nicht weiter nachzubohren. Der Meister sagte dann, dass er in ein paar Tagen nach langer Zeit wieder in seine Heimat fahren würde, um das Kind seines Bruders zu treffen. Ich war noch mehr überrascht. Was? Der Meister fährt nach Hause?! Aber dann fiel mir ein, dass dies die Zeit war, in der sein Vater gestorben war. Ich wusste nicht mehr genau wann, aber ich erinnerte mich gehört zu haben, dass sein Vater Ende September gestorben war. Genau in dem Jahr, als der Meister seine Uni-Aufnahmeprüfungen hatte. Um ihn nicht abzulenken, hatte man ihm weder von dem kritischen Zustand seines Vaters noch von dessen Tod erzählt, bis die Prüfungsergebnisse bekannt gegeben wurden. Etwas nervös fragte ich den Meister: „Wie wäre es, wenn Sie das Grab Ihres Vaters besuchen?“

  • [734] Das Hauptthema, endlich!

[741] Als der Meister meine Worte hörte, riss er überrascht die Augen auf. Dann antwortete er, dass er etwa vier Tage bleiben würde und vielleicht hingehen würde, wenn ihm danach sei. Ich nickte und sagte „Ach so“, während ich innerlich jubelte: „Juhu, vier Tage frei!“ und mir überlegte, wie ich diese Freiheit genießen sollte. Genau zu dieser Zeit hatte mir der Meister befohlen, die Prüfung zur Anerkennung des Oberschulabschlusses abzulegen. Ich hatte sie im Sommer gemacht und war durchgefallen, woraufhin er mir sagte, ich solle mehr lernen. Ich musste jeden Tag bei ihm für die Prüfung im November lernen. Ich bin nicht gerade der Typ, der gerne lernt, und selbst für eine kurze Zeit von den Lehrbüchern befreit zu sein, die der Meister wahllos bei Book Off gekauft hatte, war eine riesige Erleichterung. Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte der Meister zu mir: „Übrigens habe ich auch für dich ein Ticket gebucht.“

[742] Nur so nebenbei, ich habe vor Kurzem die Nachricht erhalten, dass ich die zweite Prüfung bestanden habe. Aber zählt das jetzt, dass ich keinen Hauptschulabschluss mehr habe?

  • [743] Herzlichen Glückwunsch!
  • [746] Glückwunsch zum Bestehen!

[748] Danke. Schwierig war es weniger, mir fehlte einfach total die Zeit. Der Meister meinte, ich solle im August bestehen, im Oktober die zentrale Aufnahmeprüfung machen und zur Uni gehen. Ich sagte, dass ich schon 22 sei und es jetzt eh zu spät wäre, aber der Meister erwiderte: „Wenn du zur Uni gehst, wirst du bereuen, vier Jahre verschwendet zu haben, aber wenn du nicht gehst, wirst du bereuen, dein ganzes Leben verschwendet zu haben.“ Für die Anmeldung zur zentralen Prüfung ist es jetzt wohl zu spät… Na ja, selbst wenn, würde ich wahrscheinlich eh keine gute Punktzahl erreichen.

  • [749] Schön, dass es mal was Gutes gibt. Glückwunsch zum Bestehen!
  • [759] >>742 Wirklich, herzlichen Glückwunsch! Was der Meister meint, da stimme ich >>757 zu. Es geht wohl weniger um den Job, sondern darum, dir im Großen und Ganzen die Erfahrung des „Normalen“ zu ermöglichen. Mit 22 zur Oberschule zu gehen ist hart, aber an der Uni ist das kein Problem.

[767] Hey, ich schreibe weiter, sobald der Reis fertig ist. Für die Uni habe ich ja noch Zeit zum Nachdenken.

  • [769] 1 ist da! Willkommen zurück!

[772] Ein paar Tage später fuhr ich mit dem Meister in seine Heimatstadt. Ich nenne den Ort nicht genau, aber es war eine kleine Hafenstadt in einer Präfektur am Meer. Ich hatte nichts dagegen mitzufahren. Ich war schon ein wenig neugierig auf den Ort, an dem der Meister geboren wurde, und es wäre eine glatte Lüge zu sagen, dass mich mein zukünftiger Mitschüler nicht interessierte. Als der Meister mir jedoch im Shinkansen wieder die Lehrbücher für die Abschlussprüfung aufdrängte, hatte ich echt die Nase voll. Wir fuhren gegen 8 Uhr morgens los und kamen gegen 18 Uhr an. Zum Mittagessen gab es nur zwei Onigiri, und ich hatte ziemlichen Hunger. Ich hatte die leise Hoffnung, dass wir, da seine Familie ja wusste, dass er kam, vielleicht Sushi essen könnten, immerhin war es eine Hafenstadt, auch wenn das Verhältnis schlecht war. Aber natürlich wurde diese Hoffnung enttäuscht.

  • [773] Habe gewartet~.

[774] Kaum am Ziel angekommen, zog mich der Meister an einen abgelegenen Ort. Er durchwühlte sein Gepäck, holte einen riesigen Nagel heraus und schlug ihn in den Boden, wo kein Asphalt war. Dann riss er sich ein Haar aus und wickelte es ziemlich kompliziert um den leicht hervorstehenden Nagel. Als ich das sah, war ich etwas überrascht. Das ist „Jōzan“, eine Art Ritual unserer Schule. Wenn ihr so etwas seht, zieht es bitte niemals heraus. Man macht das in ziemlich gefährlichen Situationen, es bedeutet, dass man seine Seele oder so etwas in den Boden nagelt. Selbst wenn Yokai versuchen, deine Seele zu rauben, bist du sicher, solange dieser Nagel steckt. Grundsätzlich gibt es eine Person, die den Nagel einschlägt, das nennt man „Kyōhan“. Diese Person kann sich frei bewegen. Eine andere Person bewacht den eingeschlagenen Nagel, das nennt man „Johan“. Diese Person muss ständig aufpassen, dass dem Nagel nichts passiert. Auch wenn die Seele festgenagelt ist, zieht sie doch allerlei böse Wesen an, weil sie dort ist. Der Johan hat also die Aufgabe, den Nagel vor solchen Dingen zu schützen.

„Jōzan“ (定山) ist ein Ritual der im Werk beschriebenen Schule. Ein Teil der Seele des Praktizierenden wird in einen speziellen Nagel gegeben und in den Boden geschlagen, um die Sicherheit des Hauptkörpers zu gewährleisten, während dieser sich an einen gefährlichen Ort begibt. „Kyōhan“ (响搬) bezeichnet den Praktizierenden selbst, „Johan“ (助搬) den Wächter, der den eingeschlagenen Nagel vor bösen Wesen schützt.

[775] Der Nagel wird hergestellt, indem man handelsübliche Nägel einschmilzt, Blut vom eigenen Ringfinger hinzufügt und noch ein paar andere Dinge tut, bevor man ihm die endgültige Form gibt. Ich fragte den Meister: „Was soll das plötzlich?“, und er antwortete etwas wie: „Ich schaue mir kurz den Ort an, an dem mein Bruder gestorben ist. Pass du auf“, reichte mir eine Flasche Sake und ging schnurstracks davon. Ich wollte noch sagen: „Äh, aber…“, entschied mich aber dagegen. Der Meister überlässt mir selten die Rolle des Johan. Der Grund ist einfach: Er hat wahrscheinlich Angst, dass meine Wiesel um mich herum irgendeinen Unfug anstellen. Aber dass er es mir jetzt anvertraut, bedeutete wohl, dass er etwas viel Furchterregenderem begegnen wollte als meinen Wieseln, so fühlte ich es.

  • [776] Es geht los, es geht los. Unterstützung, Unterstützung.
  • [777] Spannend.

[778] Es war zu dieser Jahreszeit schon kühl geworden, und die Tage wurden kürzer, es war schon fast stockdunkel. Wie ich schon mal schrieb, vertrage ich nicht viel Alkohol, aber ich nahm einen Schluck von dem Sake, den mir der Meister gegeben hatte, und verteilte den Rest in einem Kreis um den Nagel. Da ich einen leeren Magen hatte, wurde mir vom Alkohol schnell warm. Aber ich hatte ja nicht viel getrunken, also wurde mir nicht schwindelig. „Jōzan“ kann die Seele höchstens zwei bis drei Stunden festhalten. Dauert es länger, kehrt die Seele in den Körper zurück. Ich holte mein Handy raus und stellte den Timer auf drei Stunden. Wenn der Meister bis dahin nicht zurück war, musste ich den Nagel ziehen und ihn suchen gehen. Ehrlich gesagt hatte ich auch ein bisschen Angst, und irgendwann lief in meinem Kopf der Refrain eines Sommerfest-Liedes in Endlosschleife: „Uchiage hanabi~ Uchiage hanabi~ Uchiage hanabi~“ Vielleicht beim achten oder neunten Mal spürte ich plötzlich, wie die Wärme des Alkohols verschwand und eine unerklärliche Kälte meinen Körper durchfuhr.

  • [779] Herzklopfen.

[780] Ich erschrak, aber ich starrte sofort auf die feuchten Stellen des verschütteten Sakes um den Nagel. Jetzt ging es richtig los. Sake trocknet etwas schneller als Wasser. Wissenschaftlich gesehen liegt das natürlich nur am Alkohol, aber die Alten glaubten, dass Yokai den Sake „getrunken“ hätten. Yokai mögen meistens Sake, ein berühmtes Beispiel ist Yamata no Orochi. Ich habe von Leuten mit spirituellen Fähigkeiten gehört, dass sie das Gefühl haben, dass sich solche Wesen dort versammeln, wenn man nachts Alkohol verschüttet. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Deshalb verteile ich, der überhaupt keine spirituellen Fähigkeiten hat, auf diese Weise ein wenig Sake und beurteile am Trocknungsgrad, wie gefährlich die Lage ist. In dieser Situation konnte ich auch hoffen, die Aufmerksamkeit dieser Wesen vom Nagel abzulenken.

  • [782] Schluck…
  • [783] Spannend.

[846] Nur eine Antwort, weil ich müde bin. Als ich auf den Sake schaute, war er erwartungsgemäß fast trocken. Ich beeilte mich, wieder etwas Sake an derselben Stelle zu verteilen. Aber das war nur Zeitverschwendung. Die Menge an Sake war begrenzt, und bei diesem Tempo war es klar, dass er bald aufgebraucht sein würde. Also durchsuchte ich meine Tasche und holte ein kurzes Shimenawa heraus. Yokai, die Sake mögen, sind meistens noch ansprechbar. Ob sie für Menschen schädlich sind oder nicht, zumindest kann man oft irgendwie mit ihnen verhandeln. Deshalb wollte ich eine Art Abgrenzung schaffen. Klingt vielleicht etwas pubertär, aber wie eine Barriere, nur nicht so mächtig. Die Bedeutung hier ähnelt eher dem Ausdruck „Revier“ (Nawabari, 縄張り). Also, nach dem Motto: Ich gebe euch das Land mit dem Sake, aber dafür gehört der Bereich mit dem Nagel mir, also kommt nicht rein! Es gibt eine alte Geschichte dazu. Es war einmal ein alter Mann, der Affen liebte. Er liebte sie so sehr, dass er sogar seine Familie verließ und Dutzende von Affen hielt. Aber weil er zu viele Affen hatte, reichte das Futtergeld nicht mehr. Eines Morgens sagte der alte Mann zu den Affen: „Bisher gab es morgens vier und abends vier Kastanien, aber ab heute müsst ihr euch mit morgens drei und abends vier zufriedengeben. Geht das?“ Als die Affen das hörten, wurden sie wütend und protestierten heftig. Denn morgens gab es ja eine Kastanie weniger! Der alte Mann sah die wütenden Affen und sagte mit einem resignierten Gesichtsausdruck: „Okay, okay. Seid nicht mehr böse! Machen wir es so: Eben habe ich gesagt, morgens drei und abends vier, aber was soll’s. Ausnahmsweise gebe ich euch morgens vier und abends drei. Seid ihr damit zufrieden?“ Als die Affen das hörten, dachten sie: Morgens vier? Na gut, dann ist es okay, und stimmten zu. Was ist mit dem Abend? Ach, darüber können wir uns ja abends Gedanken machen. Wenn es nur drei gibt, können wir ja wieder schreien, dachten die Affen. Aber als der Abend kam und die Affen noch so sehr schrien und jammerten, gab ihnen der alte Mann nur drei Kastanien und sagte, das sei die Abmachung. Na ja, er konnte auch nicht mehr geben, weil er kein Geld hatte. Den Affen blieb nichts anderes übrig, als sich damit zufriedenzugeben. Menschen können sich vielleicht nicht über diese Affen lustig machen, aber Yokai sind noch berechnender als diese Affen, und außerdem halten sie sich absolut an einmal gemachte Versprechen.

„Shimenawa“ (しめ縄) ist ein Seil aus Reisstroh, das im Shintoismus verwendet wird, um heilige Orte oder Objekte abzugrenzen. Es soll das Eindringen unreiner Dinge verhindern und eine Barriere markieren.
„Chōsanboshi“ (朝三暮四) ist ein Sprichwort, das auf einer chinesischen Fabel basiert. Es bezieht sich auf die Dummheit, sich von oberflächlichen Unterschieden täuschen zu lassen und nicht zu erkennen, dass die Essenz dieselbe ist, oder darauf, Menschen mit schönen Worten zu täuschen. Im Text wird es als Beispiel dafür verwendet, dass Yokai leicht von kurzfristigen Vorteilen angelockt werden.

  • [847] Da ist er!

[848] Gute Nacht.

  • [850] Gute Nacht.
  • [851] Dass sie einmal gemachte Versprechen halten, ist irgendwie erstaunlich. Man würde denken, dass mächtige Wesen sich nicht um Menschen scheren und Versprechen brechen. Vielleicht bedeutet es aber auch nur, dass sie gar nicht erst Versprechen machen, wenn es kein gutes Geschäft für sie ist.
  • [853] Selbst der größte Dämon hält sich absolut an Versprechen. Nur Menschen brechen leichtfertig Versprechen und Schwüre. Menschen sind am unheimlichsten.
  • [860] Dieser Thread ist wirklich interessant. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

[864] Ich hauchte auf das Shimenawa. Dann nahm ich die Flasche mit dem restlichen Drittel Sake, ging etwas weiter weg, klopfte dreimal leicht mit der Flasche auf den Boden. Ich stellte die Flasche auf den Boden, vollzog eine Art Ritual wie beim Schreinbesuch (zwei Verbeugungen, zweimal Klatschen, eine Verbeugung) und stieß die Flasche schließlich leicht um, sodass der Sake auslief. Damit sollte die Aufmerksamkeit der Yokai hierhin gelenkt sein. Jetzt musste ich nur noch schnell zum Nagel zurück und mich und den Nagel mit dem Shimenawa umgeben. Ich war etwas erleichtert und machte zwei, drei Schritte zurück zum Nagel, aber genau in diesem Moment… Patsch! Etwas Nasses packte meine Schulter. In diesem Augenblick wurden meine Beine schwer wie Blei, und kalter Schweiß brach mir aus allen Poren aus. Ich spürte etwas wie einen Atem an meinem Ohr. Aber natürlich nicht warm wie bei einem lebenden Menschen, sondern etwas sehr Kaltes, Klebriges, Unangenehmes. Als würde mir an der Stelle, an der ich gepackt wurde, etwas abgesaugt, verschwand die Wärme aus meinem Körper. Das ist übel. Ich mache diesen Job jetzt schon ein paar Jahre, und ich kann mittlerweile unterscheiden, womit man sich nicht anlegen sollte und womit man fertig wird. Was auch immer hinter mir war, es war definitiv etwas Übles. Ich unterdrückte mühsam den starken Drang, mich umzudrehen, und versuchte verzweifelt, weiter zum Nagel zu gehen, aber seltsamerweise kam ich ihm kein Stück näher, egal wie weit ich ging. Zu diesem Zeitpunkt begann Panik in mir aufzusteigen. Und die Panik verwandelte sich schnell in Angst. Die Angst fraß meine Vernunft auf und wuchs immer weiter.

„Nihai Nihakushu Ippai“ (二拝二拍一拝) ist eine grundlegende Etikette für den Schreinbesuch im Shintoismus. Man verbeugt sich zweimal tief vor dem Schrein, klatscht dann zweimal in die Hände (Hakushu) und verbeugt sich zum Schluss noch einmal tief.

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[871] Ich war kurz davor, in Panik auszubrechen, aber ich raffte meine letzte Kraft zusammen, beugte meine vor Kälte zitternden Beine und kniete mich mit dem linken Knie auf den Boden. Dann hob ich den Kopf und blickte zum Himmel auf. Typisch Land. Es war stockdunkel, und man konnte die Sterne gut sehen. Ich fand den Polarstern, formte mit der Hand eine Pistole, zielte darauf und sagte „Peng“. Das ist keine überlieferte Technik oder ein ehrwürdiges Ritual oder so. Wenn überhaupt, dann ist es eine Handlung, die der coole Rivale des Protagonisten in einem Anime, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, vor seinem Tod gemacht hat. Es ist eine Art Ritual, das ich mir selbst ausgedacht habe, um mich zu beruhigen. Das Gruseligste bei der Yokai-Jagd ist nicht der Gegner selbst. Es ist die Angst, die im eigenen Herzen schlummert. Bei Menschen ist es genauso. Wenn man bei Verhandlungen Schwäche zeigt, wird der Gegner stärker, und wenn man Stärke zeigt, wird der Gegner schwächer. Je mehr man sich fürchtet, desto unbesiegbarer wird das, womit man konfrontiert ist. Aber umgekehrt, wenn man ruhig bleibt und sich so fühlt, als wäre man mit einem Freund zusammen, öffnet sich auch die Gegenseite. Wenn ich Angst bekomme, mache ich diese Geste und erinnere mich an den Anime, den ich damals gesehen habe. Und wenn ich dann zum Sternenhimmel aufschaue, fühlt sich irgendwie alles – ich selbst, die Yokai – so unbedeutend an.

[872] Alles in meinem Herzen wurde ruhig. Von außen betrachtet mag das ziemlich seltsam ausgesehen haben, aber das konnte mir egal sein. Ich atmete zwei-, dreimal tief durch und fühlte mich noch besser. Ein schwacher Duft von Meeresgischt lag in der Luft. Wenn das hier vorbei ist, lasse ich mir vom Meister definitiv leckeres Sushi ausgeben, dachte ich sogar. Dann geschah etwas Seltsames. Die Präsenz des „Etwas“, das eben noch fest meine Schulter gepackt hatte, verschwand plötzlich, und ich konnte mich wieder frei bewegen. Ich stand sofort auf, spuckte mir in die Handfläche und klopfte mir viermal auf die Stirn. Dann ging ich endlich zum Nagel und umgab mich und den Nagel mit dem Shimenawa. Der Sake, den ich ringsum verteilt hatte, war fast vollständig getrocknet. Schnell rezitierte ich ein Gedicht nach dem Motto: „Der Sake dort drüben und alles außerhalb dieses Kreises gehört euch, aber alles innerhalb dieses Kreises gehört mir.“

[873] Ah, das Doria ist fertig. Ich geh essen.

  • [874] Guten Appetit.
  • [875] Uah, das war gruselig.
  • [876] Guten Appetit.
  • [877] Doria ist lecker.
  • [879] Egal ob echt oder Fiktion, das ist beeindruckend.

[882] Willkommen zurück. Weiter geht’s. Wie viel Zeit danach verging, weiß ich nicht. Ich saß einfach nur still in meinem Kreis. Normalerweise würde man in so einer Situation am Handy spielen, um die Zeit totzuschlagen, aber das ging jetzt nicht. Ich wollte vermeiden, dass das Handydisplay zum Spiegel wird und ich irgendetwas Seltsames sehe. Deshalb hatte ich ziemlich Langeweile, aber ich war deutlich ruhiger als zuvor, und die Melodie des Sommerfestes lief wieder in Endlosschleife in meinem Kopf. Mitten in dieser Stille ertönte plötzlich das „Piep-piep-piep“ meines Handy-Timers, was mich ziemlich erschreckte. Ich dachte: „Ach, echt jetzt? Der Meister ist nach drei Stunden immer noch nicht zurück?“ Das bedeutete, dass ihm vielleicht etwas zugestoßen war. Ich geriet wieder in Panik und wollte den Nagel aus dem Boden ziehen. Ich musste sofort nach dem Meister suchen. Ein Nagel nach einem „Jōzan“-Ritual kann, je nachdem, wie man ihn benutzt, zu einem Werkzeug werden, um die Person zu verfluchen, die das Ritual durchgeführt hat. Daher gab es die Regel, ihn einzusammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen. Aber als meine Hand den Nagel berührte, hielt ich inne. „Uchiage~ ha~nabi~“ Das war das 78. Mal. Bei der Arbeit muss ich oft auf die Zeit achten. Für manche Techniken und Rituale gibt es feste Startzeiten. Aber die Zeit auf der Uhr oder dem Handy ist nur ein Richtwert, man kann sich nicht vollständig darauf verlassen. Denn Yokai können einen „blenden“ und einem eine falsche Zeit vorgaukeln. Meistens schätzt man die Zeit grob anhand der Länge von Kerzen oder Räucherstäbchen ab. Als nächstes nutzt man Dinge, die man akustisch beurteilen kann, so wie jetzt. Und wenn auch das nicht geht, misst man die Zeit im Kopf. In meinem Fall ist das der Refrain von „Uchiage~ ha~na~bi~“. Wenn man im Kopf misst, kann es passieren, dass man vor lauter Aufregung schneller zählt, aber es kommt selten vor, dass man langsamer wird. War der Timer nicht viel zu früh losgegangen? Ich erinnerte mich an die gezählten Wiederholungen, und etwas kam mir seltsam vor. Moment mal, der Handyton kam nicht aus meiner Tasche. Er kam von hinter mir.

[886] Meine Bewegung erstarrte. Ich holte mein Handy aus der Tasche und schaute nur kurz auf die Uhrzeit, um möglichst nicht aufs Display zu blicken. Es waren noch nicht einmal zwei Stunden vergangen. Ich hatte mich zwar schon gewundert, warum es so ruhig war, aber dass sie meinen Handyton nachmachen, dieser Trick… das waren definitiv sie, dachte ich. Ich hatte keinen Beweis, aber nach all der Zeit war ich mir irgendwie sicher, dass das ein Streich der Wiesel war. Das war ziemlich knapp gewesen. Hätte ich den Nagel wirklich gezogen und dem Meister wäre etwas passiert, hätte mich das psychisch ziemlich mitgenommen. Na ja, das war wohl das Ziel der Wiesel. Als ich meine Hand vom Nagel nahm, hörte ich von irgendwoher ein leises Schnalzen, wie ein „Tsk“.

  • [887] 1 ist da! 1 ist da! Über die Langeweile musste ich etwas lachen.

[890] Der Meister kam etwa 30 Minuten später zurück. Er sah ziemlich erschöpft aus. Ich fragte: „Wie war’s?“, aber er schüttelte nur den Kopf und sagte: „Nichts Besonderes.“ Ohne weitere Worte sammelte er den Nagel ein und machte sich schweigend auf den Weg zum eigentlichen Zielort. Na ja, es sah kompliziert aus, also fragte ich auch nicht weiter nach. Nach einer Weile kamen wir am Haus seiner Familie an. Es war ein ziemlich großer Tempel. Ich lasse die Details weg, sonst erkennt man sofort die Schule. Empfangen wurden wir von seinem jüngeren Bruder, dessen Frau und seiner Mutter. Anscheinend hatte der jüngere Bruder den Tempel übernommen. Die Mutter sagte zum Meister mit Tränen in den Augen: „Du bist so groß geworden.“ Ich hatte auf Abendessen gehofft, aber die Atmosphäre war irgendwie nicht danach, und ich hatte nicht den Mut, Leute, die ich gerade erst kennengelernt hatte, nach Essen zu fragen. Die Frau des Bruders zeigte mir das Gästezimmer, und dann wurde ich allein gelassen. Der Meister verschwand mit seinem Bruder und seiner Mutter irgendwo im Haus, wahrscheinlich hatten sie viel nachzuholen. Ich verbrachte zwei, drei Stunden damit, auf 2chan zu surfen, um meinen Hunger zu vergessen. Dann kam der Meister ins Zimmer und sagte: „Komm mal kurz mit.“ Er war mit seinem Bruder zusammen. Der Bruder trug eine Brille, benutzte „Boku“ (ich) und machte einen sehr höflichen, aber irgendwie besorgten Eindruck. Ich folgte den beiden durch das Haus, bis wir vor einem Zimmer anhielten. Der Bruder klopfte und fragte: „Dürfen wir reinkommen?“ Von drinnen antwortete eine Frauenstimme: „Bitte.“ Als wir eintraten, saß dort ein Mädchen, vielleicht 13 oder 14 Jahre alt? Sie sah aus wie eine Mittelschülerin. Das Zimmer war altersgemäß, so wie man sich ein Mädchenzimmer vorstellt, und an einer gut sichtbaren Stelle hing eine Urkunde von einem Kalligraphiewettbewerb.

[891] Ich bin so müde. Meine Augen fallen zu.

  • [892] Ich bin super gespannt, wie es weitergeht, aber ruh dich aus, wenn du müde bist.
  • [893] >>891 Die Fortsetzung interessiert mich, aber deine Gesundheit geht vor.

[894] Danke. Ich geh schlafen. Am Wochenende habe ich vielleicht etwas Arbeit und kann nicht kommen.

  • [895] >>894 Es wird morgens und abends kühl, passen Sie gut auf sich auf. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Arbeit und alles Gute für 1.

[908] Ich sollte das heute noch fertigstellen. Weiter geht’s. Das Mädchen saß halb aufgerichtet auf dem Bett, war überrascht über die unbekannten Leute und musterte uns etwas misstrauisch. Der Bruder stellte den Meister vor mit Worten wie: „Das ist die Person, von der ich dir erzählt habe.“ Der Meister und das Mädchen verbeugten sich leicht voreinander. Als dann ich vorgestellt werden sollte, trafen sich meine Augen mit denen des Mädchens. Plötzlich hielt sich das Mädchen den Mund zu. Ihre Gesichtsfarbe wurde blitzschnell kreidebleich, und dann erbrach sie sich. Der Bruder rief sofort nach seiner Frau. Die Frau kam mit der Mutter des Meisters, begann eilig, das Chaos um das Mädchen herum zu beseitigen, und fragte das Mädchen: „Ist alles in Ordnung?“ Ich war verwirrt und wusste nicht, was los war, aber der Meister flüsterte kurz etwas mit dem Bruder, sagte dann zu mir: „Komm mit“, und wir gingen in ein etwas abgelegeneres Zimmer. Es war ein Zimmer im japanischen Stil, anscheinend das Zimmer, in dem der Meister übernachten sollte. Wir setzten uns zu dritt auf Sitzkissen, und ich fragte den Meister: „Wer ist das Mädchen?“ Er antwortete: „Sie wird deine Mitschülerin.“ Ich war überrascht. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass es ein Mädchen sein würde. Zwar gibt es in unserer Schule keine Regel, die Frauen verbietet, aber es gibt doch eine gewisse Abneigung gegen sie. Denn Frauen werden leichter von seltsamen Dingen besessen als Männer. Das kann zwar im Sinne von Itako nützlich sein, aber für unsere Methoden ist es ehrlich gesagt nur hinderlich.

„Itako“ (イタコ) ist eine Art Schamanin, die in der Tohoku-Region Japans bekannt ist. Ihnen wird die Fähigkeit zugeschrieben, die Geister der Toten herbeizurufen und deren Worte durch „Kuchiyose“ (Mundprophezeiung) zu übermitteln.

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  • [909] Ist sie besonders empfänglich oder so?

[910] „Warum denn eine Frau?“, fragte ich, aber der Meister antwortete nur: „Das Mädchen ist in einer etwas gefährlichen Lage.“ Dann wandte er sich an den Bruder und fragte etwas wie: „Ist es denn wieder schlimmer geworden?“ Der Bruder schien sich etwas zu zieren, antwortete aber: „Es wird immer schlimmer.“ Als der Meister das hörte, blickte er mich an und murmelte: „Dann haben wir wohl keine andere Wahl.“ Ich verstand die Situation immer noch nicht ganz, aber als ich das Verhalten des Mädchens von eben und dieses Gespräch sah, dämmerte mir etwas, und ich fragte den Meister: „Hat das Mädchen vielleicht spirituelle Fähigkeiten?“ Der Meister nickte. „Ja, das hat sie. Und sie scheint die Dinge ziemlich deutlich zu sehen.“ Ich habe beruflich manchmal mit Leuten zu tun, die behaupten, spirituelle Fähigkeiten zu haben (ob das stimmt, weiß ich nicht…), und sie sehen mich oft mit einem unangenehmen Blick an. Anscheinend grinsen hinter mir immer viele pechschwarze Gestalten. Na ja, was das ist, ist mir ja klar. Aber dass jemand sich übergeben musste, nur weil wir uns in die Augen sahen, war das erste Mal. Der Bruder erzählte, dass das Mädchen schon als Kind manchmal seltsame Dinge gesehen hatte, aber dass es erst vor zwei Monaten nach einem bestimmten Vorfall wirklich schlimm geworden war.

  • [912] Wenn sie so heftig auf das reagiert, was 1 ständig begleitet, wird das sowohl für sie als auch für 1 hart, wenn sie zusammenarbeiten sollen.

[913] Als Kind hatte das Mädchen zwar manchmal davon gesprochen, seltsame Dinge zu sehen, aber später war das nicht mehr der Fall gewesen, sie war eigentlich ein normales Kind. An diesem Tag, einem Wochenende, war das Mädchen zum Schulklub gegangen und hatte zu Hause Bescheid gesagt, dass es etwas später werden würde. Aber die Zeit verging, und das Mädchen kam nicht zurück. Gegen 22 Uhr machte sich die Familie des Bruders Sorgen, rief Freunde des Mädchens an und fragte bei der Schule nach, erfuhr aber, dass das Mädchen gar nicht im Klub gewesen war. Sie beschlossen, bis Mitternacht selbst nach dem Mädchen zu suchen und die Polizei zu rufen, falls sie bis dahin nicht gefunden wurde. Sie fragten bei den Nachbarn nach dem Verbleib des Mädchens. Als die Nachbarn hörten, dass das Mädchen verschwunden war, halfen sie bei der Suche, und sie durchkämmten die Stadt ziemlich gründlich. Aber das Mädchen war nirgends zu finden. Als die Suchenden anfingen, sich wirklich Sorgen zu machen und zu befürchten, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte, wurde die Schuluniform des Mädchens mit ihrem Namensschild in einem Gebüsch am Rande der Stadt gefunden. Die Suchenden durchsuchten die Umgebung noch gründlicher und fanden etwas weiter entfernt die Tasche des Mädchens, noch weiter weg ihren Rock, Schuhe und so weiter, die Spur führte immer weiter weg von der Stadt zu den Klippen am Meer.

[914] Die Erwachsenen gingen in diese Richtung. Jemand rief die Polizei, da es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Als sie ankamen, war es natürlich stockdunkel, also suchten sie mit Taschenlampen nach Hinweisen. Da sahen sie eine Gestalt auf einem großen Felsen nahe der Klippe. Sie näherten sich und leuchteten darauf. Dort war das Mädchen. Fast nackt, hielt sie etwas in beiden Händen und murmelte vergnügt vor sich hin. Als der Bruder das sah, rannte er sofort zu ihr, war aber fassungslos, als er sah, was sie in den Händen hielt. Das Mädchen hielt einen kleinen Ast wie Essstäbchen in der einen Hand und einen Stein in der anderen, auf dem sich eine große Menge Regenwürmer befand. Das Mädchen nahm genüsslich einen Regenwurm mit dem Ast, steckte ihn in den Mund, kaute ein-, zweimal und schluckte. Sie schlürfte lebende Regenwürmer. Angesichts dieser bizarren Szene erstarrte der Bruder, gab aber den anderen Erwachsenen mit der Hand ein Zeichen, stehen zu bleiben. Immerhin war das Mädchen nackt. Währenddessen sprach das Mädchen ununterbrochen, als ob jemand vor ihr stünde, zu diesem Etwas. Was sie sagte, war anscheinend nicht gut zu verstehen. Der Bruder hatte wohl auch ein wenig Wissen darüber, schluckte schwer, schaltete die Taschenlampe einmal aus, hauchte auf das Glas vor der Lampe, leuchtete kurz auf die Stelle, zu der das Mädchen sprach, und schaltete sie sofort wieder aus. In diesem einen Augenblick sah der Bruder es. An der Stelle, wo nichts hätte sein sollen, war etwas Tierähnliches.

  • [915] Hmm hmm.

[916] Der Bruder hatte große Angst, aber er wollte seine Tochter um jeden Preis retten und fasste einen Entschluss. Er umklammerte seine Gebetskette (Juzu), schrie laut ein Sutra (Okyō), rannte auf das Mädchen zu und schlug ihr die Regenwürmer aus der Hand. Daraufhin wurde das Mädchen plötzlich ausdruckslos und starrte ihren Vater an. Der Bruder legte ihr Kleidung um und zog sie irgendwie zu den anderen Erwachsenen. Inzwischen war auch die Polizei eingetroffen, und alle brachten sie eilig ins Krankenhaus. Das Mädchen war irgendwann ohnmächtig geworden und kam erst zwei Tage später wieder zu sich. Sie konnte sich angeblich an nichts erinnern, was während ihres Verschwindens passiert war. Der Bruder wollte sie nicht unnötig aufregen und verschwieg ihr, wie sie gefunden worden war. Sie wusste also immer noch nicht, was ihr zugestoßen war. Als ich diese Geschichte hörte, dachte ich plötzlich: Ist das vielleicht „Tenmei Morashi“?! Wenn ja, dann war das Mädchen tatsächlich in einer ziemlich üblen Lage.

„Tenmei Morashi“ (天命漏らし) bezeichnet im japanischen Wahrsagekontext ein Tabu oder Phänomen, bei dem das klare Aussprechen zukünftiger Ereignisse dazu führt, dass die Lebensspanne (Tenmei) sowohl des Sprechers als auch des Hörers verkürzt wird.

  • [917] Echte Erstbegegnung. Unheimliche Geschichte, der Bruder muss einen Schock bekommen haben, als er seine Tochter fand.

[918] „Tenmei Morashi“ ist etwas, worauf man in der Wahrsagerei achten muss. Es passiert, wenn man jemandem die Zukunft klar und deutlich mitteilt. Na ja, ob bei Wahrsagungen wirklich etwas vorhergesagt wird oder nur gelogen wird, sei dahingestellt, aber der Grund, warum alle nur vage Andeutungen machen, ist dieser. Wenn man jemandem die Zukunft klar mitteilt, verkürzt sich die Lebensspanne sowohl des Hörers als auch des Mitteilenden um die Zeit bis zu diesem zukünftigen Ereignis. Denn es ist unnatürlich, etwas zu wissen, was erst in der Zukunft passieren sollte, also altert man sozusagen um diese Zeitspanne, so kann man es vielleicht verstehen. Das erkennt man auch an den Schriftzeichen. Tenmei bedeutet Schicksal oder so etwas, und die Bedeutung des Zeichens „寿“ (ju, Langlebigkeit) soll ursprünglich auch von „Tenmei“ gekommen sein, sodass „Tenmei Morashi“ direkt zu „Ju Morashi“ (Lebenspanne-Leck) führt. Deshalb sollte man im Alltag, wenn man prophetische Träume hat, diese besser nicht anderen erzählen. Die Lebensspanne verkürzt sich. Und dass die Bücher großer Propheten voller unverständlicher Worte sind, liegt auch an der Angst davor. Yokai können die Zukunft nicht durch Wahrsagerei erfahren, aber sie können Menschen täuschen und sie zwingen, sie für sie herauszufinden. Wenn Yokai Menschen bewirten und sich lange mit ihnen unterhalten, kontrollieren sie sie oft, lassen sie wahrsagen und versuchen so, das Tenmei zu erfahren. Yokai kümmern sich nicht besonders um ihre Lebensspanne, aber für die Menschen ist das eine Katastrophe. Es gibt Fälle, in denen Menschen dadurch zu viel Lebensspanne verlieren und sterben. Ich teilte dem Meister meine Gedanken mit, und er stimmte mir zu.

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  • [919] Das Wetter ist unheimlich. Ich schaue gespannt zu.

[920] Ich mache hier mal Schluss. Wenn der Thread vollzulaufen droht, kann ihn jemand anderes neu erstellen. Wenn nicht, gebe ich auf.

  • [921] 1, danke für deine Mühe! Das mit Tenmei Morashi war sehr lehrreich…
  • [922] Diesmal war es wieder gruselig… Ich hatte gehört, dass man nichts über die Lebensspanne sagen soll, aber den genauen Namen und Grund kannte ich nicht.

[1] F: Es gibt keine Yokai. Das ist doch erfunden, oder? A: Vielleicht gibt es sie doch. Ob ihr die Geschichte glaubt oder nicht, ich möchte nur, dass ihr ein wenig über die Welt der Yokai erfahrt. F: Hast du spirituelle Fähigkeiten? Wie jagst du sie? A: Ich habe keine, also kann ich keine krassen Zaubersprüche oder Lichtstrahlen einsetzen. Ich benutze eher überlieferte Behandlungsmethoden, ohne die Logik dahinter wirklich zu verstehen. F: 1 kommt nicht. A: Da müsst ihr bitte geduldig sein. F: Wie oft sollte der Thread am Leben erhalten werden? A: Ein- bis zweimal am Tag soll reichen.

  • [2] Danke fürs Erstellen des Threads!

[127] Äh. Bin ich hier richtig? Irgendwie kämpfen hier alle zu sehr mit unsichtbaren Dingen, musste lachen.

  • [128] Willkommen zurück!
  • [131] Willkommen zurück. Konnte es beim Großputz live mitverfolgen.
  • [129] Habe gewartet!
  • [132] 1, willkommen zurück. Es ist gerade etwas unruhig hier, also antworte bitte erstmal nicht auf Fragen, sondern erzähl einfach ruhig weiter.

[136] >>132 Tut mir leid, ich hab ein bisschen was getrunken. Heute bin ich nicht so in Stimmung, die Geschichte fortzusetzen. Aber mir ist eine kleine Anekdote eingefallen zum Thema, ob man beliebt ist oder nicht, verstanden wird oder nicht. Das ist auch aus den Gesprächen des Konfuzius (Rongo). Eines Tages fragte einer von Konfuzius‘ Schülern: „Nehmen wir an, ich gehe in ein Dorf und werde von allen Dorfbewohnern gemocht. Wie ist dieser Zustand der menschlichen Beziehungen zu bewerten?“ Konfuzius antwortete: „Das ist noch nicht gut genug.“ Der Schüler war etwas verwirrt, fragte aber zögerlich: „Und wie ist es zu bewerten, wenn ich von allen Dorfbewohnern gehasst werde?“ Als Konfuzius das hörte, schüttelte er erneut den Kopf. „Auch das ist noch nicht gut genug.“ Der Schüler fragte daraufhin: „Hä? Wenn beides noch nicht gut genug ist, welcher Zustand ist dann der beste für menschliche Beziehungen?“ Konfuzius sagte: „Von den Menschen gemocht zu werden, die man mag, und von den Menschen gehasst zu werden, die man hasst. Es gibt keine besseren menschlichen Beziehungen als diese.“ Hier geht’s zum vieldiskutierten Artikel im Netz!

[137] Das ist doch selbstverständlich, oder? Was bringt es, sich bei Leuten anzubiedern, die man nicht mag, um Verständnis zu heucheln und gemocht zu werden? Aber oft wollen die Leute von allen gemocht werden und machen sich deswegen Sorgen und Stress. Natürlich finde ich das nicht grundsätzlich schlecht. Früher habe ich in der Schule gelernt: „Ein tugendhafter Mensch bleibt nicht allein. Es wird sich immer jemand finden, der sein Freund wird.“ Tugend bedeutet hier wohl so etwas wie Gerechtigkeit, Richtigkeit und so weiter. Aber das ist falsch. Denn nur weil man immer das Richtige tut, heißt das noch lange nicht, dass man automatisch Freunde findet, das versteht selbst ein Grundschüler in der Realität. Ursprünglich bedeutet das Schriftzeichen für Tugend (徳), wie man an seiner Form sehen kann, „sein Herz handeln lassen“. Zusammen mit „Weg“ (道) ergibt das „Moral“ (道徳). Das bedeutet also, einen bestimmten Maßstab im eigenen Herzen festzulegen und entsprechend diesem Maßstab zu handeln. Wenn man einen festen Maßstab für sein Handeln hat, klar sagt, was man mag und was man nicht mag, und so lebt, wird man sicher Menschen treffen, die die gleichen Werte teilen, und sich schnell mit ihnen anfreunden.

[138] Mein Meister war darin ehrlich gesagt schlecht. Er war jemand, der gegenüber anderen immer sehr ausgewogen handelte. Na ja, dem Meister ging es wohl weniger darum, von anderen gemocht zu werden, sondern er wollte eher wissen, was er selbst dachte, deshalb hat er das wohl so gemacht. Viele schreiben hier in den Antworten, es sei schlimm, dass der Meister mich verkauft hat. Aber in unserer Branche macht man sich selten Freunde. Das liegt wohl auch daran, dass man sonst Schwachstellen preisgibt. Zum Beispiel hätte der alte Wan dem Meister jederzeit Kodoku verabreichen können. Aber er tat es nicht, und der Meister vertraute darauf, dass er es nicht tun würde. Obwohl sie sich jahrelang nicht gesehen hatten, hörten die beiden nicht auf zu reden, sobald sie sich trafen. Ich glaube, der Meister und der alte Wan waren wirklich das, was man beste Freunde nennt. Wenn euch euer bester Freund um einen „Gefallen fürs Leben“ bitten würde, was würdet ihr tun? Auf der einen Seite der beste Freund, auf der anderen Seite der Schüler. Die Entscheidung, die der Meister traf, war: „Ich helfe keinem von beiden.“ Zumindest verstehe ich es so. Denn wenn ich wirklich „verkauft“ worden wäre, wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn der Meister versucht hätte, mich zu töten. Ob es gut oder schlecht war, weiß ich nicht, aber der Meister hat es so gemacht. Deshalb kann ich seine Handlung in dieser Angelegenheit verstehen. Na ja, ob ich es ihm verzeihen kann, ist eine andere Frage, rein subjektiv kann ich das nicht. Mist, was rede ich da eigentlich. Irgendwie habe ich den Faden verloren, was ich ursprünglich sagen wollte.

[139] Letztendlich geht es nicht darum, ob etwas richtig oder falsch ist, sondern darum, ob eine Handlung mit dem eigenen inneren Kompass übereinstimmt, ob man sie mag oder nicht. Darum geht es, denke ich. Ich gehe schlafen. Gute Nacht.

  • [145] >>139 Das verstehe ich sehr gut. Wenn man die Gründe für sein Handeln bis zum Kern verfolgt, bleibt nur das übrig, denke ich. Deshalb kann man einen Weg wählen, der weniger Reue hinterlässt, glaube ich.
  • [141] Interessant.
  • [143] Hast du vielleicht bei einer Firmenfeier oder so getrunken? 1, gute Arbeit. Die Geschichte war interessant. Erzähl uns bald mehr. Gute Nacht.
  • [144] Ein guter Thread.
  • [272] 1, einen guten Rutsch ins neue Jahr!

[274] Euch allen einen guten Rutsch.

  • [275] Oh, dir auch einen guten Rutsch!
  • [276] Wow, dir auch einen guten Rutsch!

[277] Bald ist Neujahr, also eine kurze Geschichte. Ich glaube, es gab mal die Frage, ob es Austausch mit anderen Schulen gibt. Normalerweise haben wir wenig Kontakt. Aber etwa alle fünf Jahre treffen sich mehrere Schulen und spielen ein Spiel namens „Onikakushi“ (Dämonenverstecken).

[280] Der Ursprung liegt wohl darin, dass vor langer Zeit, als Magie und dergleichen noch alltäglich waren, mehrere Schulen gemeinsam einen unglaublich starken und menschenfressenden Dämon namens „Nonoshiro“ versiegelt haben. Deshalb wird alle fünf Jahre heimlich das Spiel „Onikakushi“, das der damaligen Versiegelungsmethode ähnelt, gespielt, um seine Seele zu besänftigen? Die Regeln von Onikakushi besagen, dass man mit neun Personen beginnen muss. Wenn nicht neun zusammenkommen, beginnt das Spiel auf keinen Fall. Die neun Personen müssen ihren ganzen Körper mit schwarzem Stoff verhüllen, eine etwas schwere, charakteristische Maske tragen und Handschuhe anziehen, sodass absolut keine Haut zu sehen ist. Vielleicht wie eine pechschwarze Version von Namahage? In dieser Aufmachung gehen sie zum Startort. Wer zuerst am Spielort ankommt, nimmt der Reihe nach von links die vorbereiteten Talismane mit den Zeichen für Dämon, Pferd, Zikade, Berg, Mörser, Schiff, Hirsch, Feuer und Mensch. Außerdem nimmt jeder einen Talisman mit einem welken Blatt. Sobald neun Personen versammelt sind, beginnt das Spiel. Natürlich weiß niemand, wer der andere ist, und während des Spiels darf man auf keinen Fall seine Haut zeigen. Sprechen oder schriftliche Kommunikation sind ebenfalls verboten.

„Namahage“ (なまはげ) ist ein Volksbrauch aus der Region um die Oga-Halbinsel in der Präfektur Akita, Japan, oder die Gestalt selbst, die dabei auftritt: ein Wesen mit dämonenähnlicher Maske und Strohgewand, das als Besucher-Gottheit gilt. An Silvester besuchen sie die Häuser, tadeln Faulpelzer, vertreiben Unglück und sollen reiche Ernte und guten Fischfang bringen.

[284] Die Teilnehmer gehen alle getrennt in den Wald. Innerhalb eines bestimmten Bereichs bewegen sie sich frei. Dann holen sie ihre beiden Talismane so heraus, dass der andere nicht sehen kann, was darauf steht, und ziehen gleichzeitig jeweils einen Talisman des anderen. Es findet also ein Talisman-Tausch statt. Wenn die verbleibenden Talismane zwei „welke Blätter“ sind, ist man disqualifiziert. Man muss den Wald wortlos verlassen. Das Spiel endet, wenn jemand die Talismane „Dämon“ und „Mensch“ gesammelt hat. Wenn derjenige, der den „Dämon“-Talisman hat, diesen behält und den „Mensch“-Talisman zieht, gewinnt der Dämon allein. Wenn derjenige, der den „Mensch“-Talisman hat, diesen behält und den „Dämon“-Talisman zieht, gewinnen alle außer dem Dämon. Wenn die Menschen gewinnen, werden die Masken abgenommen, die verbliebenen Spieler versammeln sich und das Spiel ist beendet. Normalerweise gehen die Verbliebenen dann zum ersten Schreinbesuch des Jahres (Hatsumōde) oder etwas trinken. Wenn der Dämon gewinnt – was bisher angeblich noch nie passiert ist – erscheint Nonoshiro und frisst alle Teilnehmer.

„Hatsumōde“ (初詣) ist der japanische Brauch, zum ersten Mal im neuen Jahr einen Shintō-Schrein oder buddhistischen Tempel zu besuchen. Man dankt für das vergangene Jahr und betet für Gesundheit, Sicherheit und Glück im neuen Jahr.

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  • [286] Gruselig!
  • [287] Ein Spiel auf Leben und Tod. Jedenfalls euch allen einen guten Rutsch.

[288] Übrigens gibt es ja auch die Regel, dass Disqualifizierte den Wald leise verlassen müssen. Aber ob diese Disqualifizierten wirklich den Wald verlassen, ist ungewiss. Einer Theorie zufolge könnten sie auch von Nonoshiro-sama gefressen worden sein.

[289] So läuft also dieses „Onikakushi“ ab, das alle fünf Jahre in der Nacht zu Neujahr gespielt wird. Man könnte sich fragen, warum der Dämon noch nie gewonnen hat, obwohl die Teilnehmer laut Regeln keinerlei Austausch haben dürfen und der Tausch unsichtbar erfolgt, was es wie ein Glücksspiel erscheinen lässt. Aber tatsächlich gibt es eine Gewinnstrategie für dieses Spiel: Markierungen sind nicht verboten. Das heißt, man kann zum Beispiel die Ecke eines Talismans leicht knicken und so herausfinden, wer den Dämon hat. Deshalb wird es am Ende so gesteuert, dass die Menschen gewinnen. Damit es aber kein Chaos gibt, gibt es die ungeschriebene Regel, dass nur der „Dämon“ markieren darf. Disqualifikationen kommen also durchaus vor.

[290] Ich habe nur einmal teilgenommen, und auch da haben die Menschen gewonnen. Aber als wir uns am Ende versammelten, waren nur noch sieben Personen im Wald übrig. Dort traf ich zum ersten Mal Leute von anderen Schulen, und wir gingen alle zusammen in eine Kneipe. Aber was mich beschäftigt, sind die beiden anderen Teilnehmer. Sind die beiden wohl sicher nach Hause gekommen?

[292] Beim Zusammentreffen weiß man ja überhaupt nicht, wer wer ist, also kann man es nicht überprüfen.

[293] Vielleicht hat man Nonoshiro damals bei der Versiegelung auf ähnliche Weise getäuscht. Für heute mache ich hier Schluss. Etwas früh, aber frohes neues Jahr.

  • [296] >>1, frohes neues Jahr! Einen guten Rutsch.
  • [297] Interessant und lehrreich. Ich freue mich auf nächstes Jahr. Guten Rutsch.
  • [405] Das weicht vielleicht etwas vom Thema ab, aber als kleine Pause. Ich glaube, die Leute hier werden das interessant finden. Ist etwas lang (ab ca. 8:23 wird’s richtig los?).
  • [409] >>405 Gutes Video, danke.
  • [411] Wow, gut! Ich dachte, ich werde total kritisiert. Ich danke Ihnen ebenfalls.
  • [134] Bitte die Fortsetzung vom vorherigen Thread.

[552] Ich habe ein wenig vergessen, wo ich aufgehört habe, aber wahrscheinlich war es bei der Fortsetzung zu Tenmei Morashi? Was passiert letztendlich mit einem Menschen, der sein gesamtes Tenmei verloren hat? Er „verschwindet“. Die menschliche Bedeutung von Lebensspanne bezieht sich auf die Zeit, in der ein Mensch lebt und sein Gehirn funktioniert, aber im Sinne von Tenmei ist die Lebensspanne die Zeit von vor der Geburt bis nach dem Tod, bis auch der Körper vollständig und spurlos verschwunden ist. Das heißt, jemand, der seine Lebensspanne komplett verloren hat, „verschwindet“. Abgesehen von physischem Verschwinden in der weltlichen Bedeutung ist dies ein sehr häufiger Grund für sogenanntes Kamikakushi (von Göttern versteckt). Deshalb sagt man ja auch oft, dass jemand, der einmal von Kamikakushi betroffen war, anfälliger dafür wird. Klar, wenn man einen Großteil seiner Lebensspanne verloren hat, ist es nicht verwunderlich, wenn das Tenmei jederzeit endet und man verschwindet. Wenn man also ein Tenmei Morashi überlebt, kommt man nicht unbedingt extrem gealtert zurück. Je nachdem, wie viel verloren ging, kann es auch sein, dass man normal altert und stirbt, aber der Körper nach dem Tod schneller verschwindet als normal.

„Kamikakushi“ (神隠し) bezeichnet im japanischen Volksglauben das plötzliche Verschwinden von Menschen, insbesondere von Kindern. Man glaubte, sie seien von übernatürlichen Wesen wie Göttern, Tengu oder Füchsen entführt oder versteckt worden.

  • [561] >>552 Gehören Geschichten über Reisen in andere Welten auch dazu?
  • [553] Oh, >>1 ist da.
  • [554] Schaue zu.
  • [578]
  • [579]

[580] Letztes Mal bin ich eingeschlafen. Tut mir leid. Bald ist Setsubun, werfen bei euch alle Bohnen (Mamemaki)? Wenn ja, solltet ihr euch vorher über die richtige Vorgehensweise informieren. Wenn man allein lebt, ist das zwar etwas peinlich, aber na ja. Ab morgen Abend habe ich etwas Zeit, dann komme ich wieder. Gute Nacht.

„Mamemaki“ (豆まき) ist ein traditioneller japanischer Brauch zur Austreibung von Unglück, der am Tag vor dem Frühlingsanfang, „Setsubun“ (節分), stattfindet. Man wirft geröstete Sojabohnen im Haus und nach draußen, während man „Oni wa soto, Fuku wa uchi“ („Dämonen raus, Glück herein“) ruft, um böse Geister (Oni) zu vertreiben und Glück anzuziehen.

  • [584] Gibt es da eine richtige Vorgehensweise? Wusste ich nicht.
  • [586] Wenn man danach sucht, sieht es ziemlich kompliziert aus.
  • [588] Reicht es nicht, Sushi zu essen? Übrigens sind die Setsubun-Bohnen lecker, oder?

[589] Die richtige Vorgehensweise für Mamemaki findet man meistens bei einer Suche. So wie es zwischen Menschen Etikette gibt, ist sie auch im Umgang mit diesen unsichtbaren Wesen nötig. Zum Beispiel ist Grüßen an sich eine sehr gute Sache, aber wenn jemand als Gruß eine Ohrfeige gibt, was würdet ihr von dieser Person halten? So ähnlich ist das vielleicht. Es ist zwar etwas spät, aber wenn ihr zum Hatsumōde zum Schrein geht, betet ihr doch sicher um etwas, oder? Ursprünglich ging man aber nicht dorthin, um zu bitten, sondern um zu danken. Etwa so: „Danke, dass ich letztes Jahr wie immer glücklich leben konnte. Ich bitte auch für das nächste Jahr um Ihren Segen.“ Ob es Götter wirklich gibt oder nicht, sei dahingestellt, aber vielleicht ist es wichtig, Dankbarkeit für den Alltag zu empfinden.

[590] Weiter geht’s. Der Mensch, der das Tenmei Morashi begangen hat, erinnert sich nicht an das verlorene Tenmei. Ob die Yokai es einen vergessen lassen oder ob es eine Art himmlische Strafe ist, die einen zwingt, es zu vergessen, weil es unnatürlich ist, etwas zu wissen, was man nicht wissen sollte, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob ich das schon gesagt habe, aber warum können Menschen überhaupt das Tenmei wissen? In fast allen Religionen und Mythologien heißt es, dass die Menschen von Göttern geschaffen wurden. Und diese Götter sind keine billigen Abklatsche, die aus verehrten Yokai entstanden sind, sondern Götter der Klasse, die Himmel und Erde erschaffen. In der japanischen Mythologie werden Menschen als Nachkommen der Götter bezeichnet. In anderen Ländern entstanden sie aus dem Atem eines Gottes, aus den Brustwarzen eines Gottes, es gibt verschiedene Versionen. Aber die Menschen waren einst ein Teil der Götter. Das heißt, obwohl die Menge gering ist, sind Menschen und Götter qualitativ fast gleich, heißt es. Das ist auch ein Grund, warum es für Menschen im Vergleich zu Tieren ziemlich einfach ist, sich spirituell zu üben. Der Grund, warum in alten Geschichten ein Mönch, der nur ein paar Jahrzehnte trainiert hat, einen Yokai besiegen kann, der Tausende von Jahren gekämpft hat, liegt vielleicht hier. Na ja, ich schweife ab, aber deshalb können Menschen Tenmei Morashi begehen. Und danach wird dieser göttliche Teil für eine Weile stimuliert, und man wird empfindlicher für unsichtbare Wesen. Die Nichte des Meisters ist genau in diesem Zustand.

  • [591] Unterstützung.

[592] Na ja, über Tenmei Morashi habe ich an dem Ort, an dem der Meister und sein Bruder waren, nicht gesprochen, das war nur, was ich früher gelernt hatte. Der Meister sagte dem Bruder, dass die spirituellen Fähigkeiten keine große Sache seien. Im Moment sei es schlimm, weil sie zu viel sehe, aber das werde sich mit der Zeit beruhigen. Natürlich würden wohl leichte Nachwirkungen bleiben. Als der Bruder das hörte, schien er etwas erleichtert. Aber das Problem sei, fuhr der Meister fort, dass ihre Lebensspanne möglicherweise erheblich verkürzt sei. Der Bruder war schockiert und fragte den Meister, ob man nichts tun könne. Der Meister dachte eine Weile nach, machte ein schwieriges Gesicht und sagte: „Es gibt drei Methoden.“ Schon wieder das. Ich hatte gemischte Gefühle.

  • [595] Tenmei Morashi ist gruselig!
  • [596] Ist das so was wie bei Chuzenji Akihiko?

[597] Es gibt verschiedene Methoden, um die durch Tenmei Morashi verkürzte Lebensspanne im Zusammenhang mit Yokai wiederherzustellen, aber die meisten davon beinhalten, den Yokai zu rufen und ihn zu bitten, die gehörte Prophezeiung zu vergessen. Es gab ja die Geschichte über den Wissensdurst der Menschen: Je mehr Menschen etwas vergessen wollen, desto mehr brennt sich dieses Wissen im Kopf fest, und sie können es nicht von sich aus vergessen. Aber bei Yokai ist das anders. Sie können anscheinend Dinge, die sie vergessen wollen, sofort vergessen. Und Dinge, an die sie sich erinnern wollen, behalten sie für immer im Gedächtnis. Deshalb hält der Groll eines Yokai ewig an, wenn der Yokai selbst nicht zufrieden ist, und wenn er zufrieden ist, vergisst er es sofort, und damit ist es erledigt. Anscheinend vergessen sie alles aus der Vergangenheit, außer den wichtigen Dingen. Der erste Schritt ist, sie zu bitten, es zu vergessen. Als nächstes kommt hinzu, dass die verlorene Lebensspanne nicht einfach zurückkehrt, nur weil der Yokai es vergessen hat. Man muss sie irgendwie wiederherstellen. Und schließlich muss man verhindern, dass die Lebensspanne weiter geraubt wird. Das ist auch ziemlich schwierig. Genauso wie ein einmal abgezogener Aufkleber leichter wieder abfällt, fließt auch die Lebensspanne anscheinend von selbst schneller ab. Das musste man irgendwie verhindern.

  • [598] Das ist lehrreich. Die Geschichte ist gut strukturiert.
  • [599] Die Lebensspanne wird verkürzt und man wird anfälliger dafür… Wahrsager leben ja echt gefährlich.
  • [603] Solange es nicht auf Prophezeiungsniveau ist, sollte es doch okay sein, oder? Wahrsagerei ist doch „mal trifft’s zu, mal nicht“.
  • [601] Fühlt es sich so an, als wäre es schwieriger, das „Stehlen“ zu verhindern, wenn man den Göttern näher gekommen ist?
  • [604] Dass Menschen und Götter fast gleichwertig sind, bedeutet das, dass Menschen unter allen Lebewesen an erster Stelle stehen? Das ist arrogant.

[613] >>604 Das bedeutet nicht, dass Menschen die Größten sind. Die Leichtigkeit des Übens und die Größe sind wohl unterschiedliche Dinge. Menschen können zwar leicht den Weg gehen, aber dafür wächst auch das Böse leicht in ihnen.

  • [606] Wenn man über das Leben von Kühen oder Schweinen nachdenkt, ist das deprimierend, oder? Es ist eine Tatsache, dass wir sie essen, aber auf Seelenebene wünsche ich mir, dass sie gleichwertig sind.
  • [607] Wenn man das Norito „Rokkon Shōjō Ōharai“ liest, kann man es irgendwie nachvollziehen. Mein Körper ist ~ die gleiche Seele wie die Götter von Himmel und Erde.

[614] Ich war gedankenverloren, und jetzt ist es schon so spät. Fortsetzung morgen. Gute Nacht.

  • [616] Habe mich gefreut, nach langer Zeit wieder etwas zu hören. Freue mich auf morgen. Gute Nacht.
  • [623] Es gibt Leute, die wahre Träume haben, zählt das auch als Wissen um das Tenmei? Man hört manchmal, dass Leute ein paar Tage später genau das erleben, was sie geträumt haben…
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